Grüne fordern Verlängerung von kostenloser HPV-Impfaktion

Jedes zweite Mädchen und jeder zweite Bursch im Alter von 14 Jahren ist gegen HPV, das Humane Papillomvirus, geimpft. Vom WHO-Ziel einer Durchimpfungsrate von 90 Prozent ist Österreich damit noch weit entfernt. Auch in den höheren Altersgruppen gibt es Aufholbedarf.
Die Grünen fordern deshalb, die Gratis-Aktion für 21- bis 30-Jährige, die in der früheren türkis-grünen Regierung gestartet wurde, zu verlängern. Planmäßig würde diese sonst mit Jahresende auslaufen.
"Die aktuellen Zahlen zur HPV-Durchimpfung sind ein klarer Auftrag", sagt der grüne Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner. Gerade im Kampf gegen vermeidbare Krebsarten wie Gebärmutterhalskrebs oder der steigenden Anzahl an Rachenkarzinomen dürfen wir nicht locker lassen."
Die Grünen haben mit einer parlamentarischen Anfrage im Gesundheitsministerium (das in der vorigen Legislaturperiode vom grünen Johannes Rauch geführt wurde) aktuelle Zahlen ausheben lassen:
Demnach sind insgesamt 429.413 HPV-Impfungen im eImpfpass-System dokumentiert, in der Altersgruppe der 9- bis 14-Jährigen sind es 176.820, bei den 21- bis 30-Jährigen sogar noch mehr, und zwar 181.059.
Die hohe Zahl dürfte ein Erfolg der Gratis-Aktion sein: Seit diese am 1. Juli 2024 gestartet ist, wurden in der Altersgruppe der 21- bis 30-Jährigen 152.966 HPV-Impfungen registriert - darunter 49.223 bei Männern.
Offenbar hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass HPV nicht nur Sache von Frauen und Mädchen ist: Erstens, weil Männer durch sexuellen Kontakt Überträger des Virus sein können; zweitens, weil HPV nicht nur Gebärmutterhalskrebs, sondern auch Rachen- und Peniskarzinome auslösen kann.
Bei der Frage nach der Durchimpfungsrate führt das Gesundheitsministerium Berechnungen eines Simulationsmodells an: Demnach liegt diese bei den 9- bis 30-Jährigen bei 26 Prozent.
Schumann ist Weiterführung "ein großes Anliegen"
Gefragt haben die Grünen in ihrer Anfrage auch, ob es Überlegungen gibt, das Gratis-Impfangebot über das Jahr 2025 hinaus zu verlängern.
Darauf antwortet SPÖ-Ministerin Korinna Schumann, dass eine Verlängerung "aus medizinisch-fachlicher Sicht jedenfalls sinnvoll" und ihr selbst "ein großes Anliegen" sei.
Allerdings stehe für das kostenlose Impfprogramm und seine Umsetzung jeweils ein begrenztes Budget zur Verfügung. Und: "Die Entscheidung über eine etwaige Verlängerung obliegt der Bundes-Zielsteuerungskommission."
Kampagne mit Männern als Zielgruppe
Für den Grün-Abgeordneten Schallmeiner ist es "unverständlich, dass es hier noch immer kein klares Bekenntnis zur langfristigen Weiterführung der Impfkampagne gibt" - die Grünen setzen sich weiter dafür ein. Ebenso wollen die Grünen eine "abgestimmte Kampagne" mit mehr Augenmerk auf Männer als Zielgruppe sowie Elementen in einfacher Sprache und Fremdsprachen. "Aufklärung und Information muss immer auch so gestaltet werden, dass sie verstanden werden", so Schallmeiner.
"Und dann braucht es natürlich ein langfristig abgesichertes niederschwelliges Impfangebot. Gerne dann auch in Österreichs Apotheken. Aber das ist dann eine wieder eine andere Frage."
"Nationaler Aktionsplan" gefordert
Am Montagabend wurde in Wien das Experten-Weißbuch "HPV-Elimination in Österreich" mit 16 Handlungsempfehlungen präsentiert und ein "nationaler Aktionsplan" gefordert.
"HPV-bedingte Erkrankungen - allen voran Gebärmutterhalskrebs neben fünf anderen Krebsarten - sind vermeidbar. Wir wissen, was zu tun ist. Was fehlt, ist ein verbindlicher, österreichweiter Aktionsplan", sagte der Gynäkologe Elmar Joura. Das Weißbuch sei ein erster, konkreter Schritt: "Wir haben einige Maßnahmen identifiziert, die sofort und koordiniert umsetzbar sind", betonte der wissenschaftliche Leiter des präsentierten Weißbuchs laut der Aussendung zu der Veranstaltung.
Gefordert werden unter anderem ein Einladungssystem zur Impfung, der Ausbau oder die Reaktivierung von Schulimpfungen durch Schulärzte, mehr Impforte in Arbeitsstätten, bessere Dateninstrumente wie den e-Impfpass, ein strukturiertes HPV-Screeningprogramm und ein jährlicher HPV-Report. "Wir wissen, wo wir hinwollen. Jetzt geht es darum, aus den Erfahrungen zu lernen und die Empfehlungen der Expertinnen und Experten aufzunehmen", versicherte Katharina Reich, Chief Medical Officer im Gesundheitsministerium.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat bis zum Jahr 2030 das Ziel ausgegeben, dass 90 Prozent aller Mädchen bis zum Alter von 15 Jahren gegen HPV geimpft sein sollen.
Die Impfung ist aber auch für Buben wichtig, sie schützt vor Krebs am Penis sowie bei beiden Geschlechtern vor Krebs am After oder im Mundraum und vor Genitalwarzen. Frauen und Männer infizieren sich zudem gleich häufig mit HPV - rund 80 Prozent aller Menschen sind im Lauf ihres Lebens betroffen.
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