Grasser-Prozess: CA-Immovorstand fühlte sich "gelegt"

Karl-Heinz Grasser und Anwalt Wess
Im Korruptionsprozess gegen Karl-Heinz Grasser sagte der CA Immo-Vorstandschef Wolfhard Fromwald aus

Der frühere CA Immo-Vorstandschef Wolfhard Fromwald hat heute im Zeugenstand im Grasser-Korruptionsprozess in der Befragung Details aus dem Vergabeprozess für die Bundeswohnungen geschildert. Als er erfahren habe, dass es eine zweite Runde geben werde, habe er das Gefühl gehabt „gelegt zu werden“, sagte er. Denn ursprünglich sei nur eine verbindliche Runde geplant gewesen.

Die CA Immo war mit ihrem Angebot klar vor dem mitbietenden Österreich-Konsortium gelegen. Doch der Verkäufer, das Finanzministerium bzw. die die Privatisierung organisierende Investmentbank Lehman Brothers, hatte noch eine zweite Runde eingezogen, in der dann das Österreich-Konsortium knapp vorne lag und die Bundeswohnungen erhielt. Als er erfuhr, dass die Konkurrenten 961 Mio. Euro geboten und gewonnen hatten, „da war uns klar, jetzt seids gelegt worden“, sagte Fromwald.
 

Grasser-Prozess: CA-Immovorstand fühlte sich "gelegt"

Er habe den Eindruck gehabt, dass es nicht gewünscht sei, dass die CA Immo den Zuschlag erhalte. „Aber ich weiß nicht was falsch gelaufen ist. Das war kein Zufall mehr, da war uns klar, jetzt seid's gelegt worden“, so der Zeuge zur Richterin. Des weiteren widersprach er der Argumentation Grassers und des Mitangeklagten Lobbyisten Walter Meischberger, wonach den erforderlichen Kaufpreis von zumindest 961 Mio. Euro in Wien die Spatzen von den Dächern gepfiffen hätten.

Dass die CA Immo nach der ersten Runde deutlich vorne gelegen war, das habe man damals aus „informellen Informationen“ erfahren, sagte Fromwald im Zeugenstand. Wer der CA Immo diese „informellen Informationen“ überbracht hatte, das wisse er nicht. Auch in einer Befragung durch Anwalt Norbert Wess, den zweiten Anwalt des Hauptangeklagten Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, blieb er dabei - worauf schließlich Wess dem Zeugen vorwarf, informell erlangte Informationen seien rechtswidrige Informationen. Daraufhin griff der Staatsanwalt ein, die Frage dürfe so nicht zugelassen werden.

Zugetragen oder aufgeschnappt?

Auch Richterin Marion Hohenecker meldete sich - nach der Befragung - dazu, woraufhin Wess einräumte, da müsse man differenzieren, ob ein Geheimnisträger Infos weitergebe oder jemand etwas wo aufschnappe. Fromwald blieb trotz der intensiven Befragung durch Wess gelassen. „Ich bin ja kein Deutschprofessor“, sagte er einmal, als ihn Wess nach der Interpretation einer Formulierung fragte.

Nach der ersten Runde sei das Team bei der CA Immo, das sich um den Zuschlag bemüht hatte, verunsichert gewesen, dass nicht doch irgendetwas schief läuft, schilderte Fromwald. Man habe in der zweiten Runde 960 Mio. Euro bieten wollen und dann noch 100.000 Euro draufgelegt. Warum man das gemacht habe, das konnte er nicht so genau beschreiben. Vielleicht nutze es ja etwas, habe einer der Teilnehmer der letzten Sitzung gesagt. In der ersten Runde habe man 922 Mio. Euro geboten, dann in der zweiten Runde 960 Mio. Euro, weil dieser Betrag von der Bank Austria gedeckt gewesen sei, man hätte aber noch mehr bieten können, etwa 970 Mio. Euro, denn auch dafür habe man das Pouvoir gehabt, so der frühere Vorstand.

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