"Graf Lobby": Friseurin als Bonitäts-Referenz

"Graf Lobby": Friseurin als Bonitäts-Referenz
Mensdorff-Pouilly hat sich im U-Ausschuss 30 Mal entschlagen - und bei Motorola seine Coiffeurin als Auskunftsperson angegeben.

Der seit kurzem wegen Geldwäsche, falscher Beweisaussage und der Vorlage eines angeblich verfälschten Beweismittels angeklagte Lobbyist Alfons Mensdorff-Pouilly hat sich im Korruptions-U-Ausschuss am Dienstag wenig auskunftsfreudig gezeigt.

Aufgrund des gegen ihn laufenden Verfahrens hat sich der als "Graf Ali" bekannte Mensdorff insgesamt 30 Mal entschlagen. Nicht kommentieren wollte er dementsprechend auch die heutigen Aussagen von Ex-Telekom-Vorstand Rudolf Fischer: Dieser hatte ausgesagt, dass Mensdorff von der Telekom Geld im Zusammenhang mit dem Blaulichtfunk-Projekt Tetron bekommen habe. Das hat Mensdorff bisher bestritten.

"Ich glaub, da entschlage ich mich", lautete Mensdoffs Antwort auf fast alle Fragen im Ausschuss. Trotz des öfteren Gebrauchs dieser Antwort musste er am Beginn vom Verfahrensanwalt belehrt werden, wie man sich richtig der Aussage entschlägt. Der Lobbyist gab sich gelehrig und versprach, "es bis zum Abend gelernt zu haben".

Friseur-Connection

"Ich entschlage mich bei allem, was die Valurex betrifft", sagte der Lobbyist nicht nur einmal. Oder auch: "Das ist Valurex, das mach` ma vor dem Richter", oder auch: "Sie hätten es lesen sollen, das steht Valurex dabei". Über die Mensdorff zugerechnete Briefkastenfirma Valurex sollen 2,6 Mio. Euro vom Konsortiumspartner Motorola an Mensdorff geflossen sein. Alles was er sage, werde kriminalisiert. Er habe keine Lust, ein drittes Verfahren wegen falscher Zeugenaussage vor dem U-Ausschuss zu haben, so der Lobbyist an anderer Stelle.

Zunächst wollte sich Mensdorff auch zu vorgelegten Aussagen des Motorola-Anwaltes Marcus Asner entschlagen, weil er ihn angezeigt habe. Daraufhin warnte ihn der Verfahrensanwalt: Ein falscher Sachverhalt in der Anzeige könnte ihn belasten, Mensdorff könnte sich daher der Aussage entschlagen, bei einem richtigen Sachverhalt könne er sich aber einer Aussage vor dem U-Ausschuss nicht entschlagen. Mensdorff berichtete daraufhin, dass ihn Asner unter anderem der Bestechung bezichtige, er habe aber niemanden bestochen. "Daher habe ich ihn angezeigt. Das lasse ich mir auch von einem amerikanischen Anwalt nicht gefallen", so Mensdorff. Er habe auch in diesem Fall niemanden bestochen.

Auf die Frage, warum er bei den Referenzen zur Bonität seiner Firma gegenüber Motorola auch seine Friseurin angeführt habe, meinte Mensdorff: "Ich hab mir gedacht, habt mich gern, wir schreiben hinein, was wir wollen, entweder sie wollen uns oder nicht". Und im übrigen sei es nicht seine Friseurin, sondern die seiner Frau gewesen.

4,4 Millionen

Im Ausschuss wird dem Verdacht nachgegangen, dass es bei der Neuvergabe des Projekts Blaulichtfunk zu Zahlungen von bis zu 4,4 Mio. Euro an Mensdorff gekommen sein könnte; 1,1 Mio. Euro sollen von der Telekom, bis zu 2,6 Millionen Euro von Motorola und 720.000 Euro von Alcatel gekommen sein. Mensdorff wies bisher jegliche Korruptionsvorwürfe zurück. Vergangenen Freitag hat die Staatsanwaltschaft Wien gegen Mensdorff einen Strafantrag u.a. wegen Verdachts auf Geldwäsche eingebracht, dabei geht es aber um den Komplex Eurofighter/BAE Systems. Die Staatsanwaltschaft glaubt beweisen zu können, dass der britische Rüstungskonzern BAE Systems insgesamt 12,6 Mio. Euro an Bestechungsgeldern zur Verfügung gestellt hat, die über Konten Mensdorffs geschleust wurden und von dessen mitangeklagtem Mitarbeiter bar behoben wurden.

Was das Projekt Tetron betrifft, hat heute im Ausschuss Ex-Telekom-Vorstand Fischer überrascht. Er sagte aus, dass in dem Vertrag über 1,1 Mio. Euro zwischen Telekom und Mensdorff auch Leistungen zum Behördenfunkprojekt Tetron abgerechnet wurden. In der Vergangenheit wurde am Papier behauptet, dass es bei dem Vertrag um ein anderes Projekt (Alpha) ging. Mensdorff sagte dazu heute nichts; er entschlug sich.

Nach Fischer wurde Alcatel-Chef Harald Himmer, der auch ÖVP-Bundesrat ist, befragt. Dabei bestritt auch er jegliche Korruptionsvorwürfe. Die MPA von Mensdorff habe man im Zusammenhang mit dem ungarischen Markt beauftragt, betonte Himmer. Zu belastenden Aussagen des Telekom-Kronzeugen Gernot Schieszler meinte er: "Gernot Schieszler irrt sich." Gegen Himmer wird in der Causa ermittelt.

Dass Schieszler behauptet, Himmer habe urgiert, die Telekom solle die Zahlung mit Mensdorff endlich rasch abwickeln, kann der Alcatel-Chef nicht nachvollziehen: "Sie können mir glauben, dass niemanden die Aussagen des Gernot Schieszler stutziger gemacht haben als mich." Er habe "in keinster Weise irgendeine Berechtigung" gehabt, Schieszler Aufträge zu erteilen, im Gegenteil, Schieszler sei ja sein Kunde gewesen. Es möge sein, dass er Schieszler von einem Alcatel-Vertrag mit Mensdorff erzählt habe, aber "Gernot Schieszler irrt sich". Im Übrigen habe er keine Ahnung, welche Verträge die Telekom mit Mensdorff habe.

Der U-Ausschuss hat sich am Dienstag erstmals auch mit dem Beweisthema Glücksspiel befasst. Im Zusammenhang mit einer geplanten Änderung des Glücksspielgesetzes soll es im Jahr 2006 während der Amtszeit von Finanzminister Karl-Heinz Grasser (F/V) zu Zahlungen der Glücksspielindustrie an die Politik gekommen sein. Dabei ging es einerseits um den Versuch des niederösterreichischen Automatenkonzerns Novomatic und der Telekom Austria, das Monopol bei Internetwetten aufzubrechen, andererseits um eine "Studie", für die die zum Monopolisten Casinos-Austria-Konzern gehörenden Lotterien 300.000 Euro an die ehemalige BZÖ-Werbeagentur Orange bezahlte.

Als erster Zeuge dazu wurde Ex-Telekom-Vorstand Fischer befragt. Er sagte aus, dass das BZÖ die Unterstützung für einen Gesetzesantrag, mit dem das Glücksspielgesetz geändert werden hätte sollen, wegen der 300.000 Euro zurückgezogen habe. "Das war für mich ein absoluter Zusammenhang", so Fischer. Erstellt wurde das - inhaltlich banale - Papier von einem Vertrauten von Peter Westenthaler.

Fischer soll am Abend ein weiteres Mal befragt werden, nach ihm ist noch der frühere Geschäftsführer der mittlerweile liquidierten BZÖ-Werbeagentur, Arno Eccher, geladen.

 

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