Fakt ist: Wer viral auffallen will, der muss oft auf schräge Sujets zurückgreifen. Und das war auch für das Social-Media-Team der SPÖ die Motivation bei der Begrüßungskampagne. Das Auffallen ist gelungen, aber: die Sujets der Kampagne "Neu in der Partei" schmecken nicht allen.
Tirols Landeschef Georg Dornauer fordert jetzt sogar eine Erklärung der Parteizentrale, warum die neuen Mitglieder mit Gockeln, betagten Damen im Regenbogen-Crop-Top und vor allem Schnitzeln mit Ketchup begrüßt werde. Dornauer zum KURIER: "Mein Kopfschütteln über diese Kampagne ist nicht weniger geworden. Deswegen will ich das besprochen wissen." Er wolle sich dafür nicht öffentlich rechtfertigen müssen.
Darauf angesprochen sagt Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner im ORF-Report, dass Social Media eben eine moderne Art sei, Botschaften zu vermitteln. Die Message laute: "Wir freuen uns über alle Mitglieder." Genauso wenig versteht SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch die Aufregung. Man wolle mit der Kampagne unkonventionell sein, überraschen und junge Menschen ansprechen – und das sei geglückt, so Deutsch.
Eine weitere Interpretation aus der Löwelstraße: Das "Liebe ist rot"-Sujet drücke die Vielfalt der Mitglieder aus, die durch die Liebe zur Sozialdemokratie geeint werden. Mit den "Hühnern im Stall" zeige man, dass derzeit in der Partei viel los sei, aber man werde das überstehen.
Eine Referenz auf vergangene SPÖ-Schnitzel-Sujets
Dass ein Schnitzel jetzt mit Ketchup und Schnittlauch (wieder) präsentiert wird, sollte eine humoristische und selbstironische Referenz auf vergangene SPÖ-Schnitzel-Sujets sein, heißt es aus der Löwelstraße.
Auch dieser Witz kommt nicht überall an. Unter anderem hat es Ex-Neos-Abgeordneten Sepp Schellhorn zu einem zynischen Kommentar veranlasst. "Wer Schnittlauch auf ein Wiener Schnitzel gibt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren", postet er.
Freigegeben wurde die Kampagne vom Social-Media-Chef der Bundes-SPÖ, Thomas Walach. Der deswegen innerparteilich schon einige Kritik einstecken musste.
Neue rote "Westbahn-Achse"
Für Debatten sorgt in der SPÖ auch, dass sich in Linz eine neue "Westbahn-Achse" präsentiert hat, der die Länderchefs Sven Hergovich (NÖ), Michael Lindner (OÖ), David Egger (Salzburg) und Georg Dornauer angehören. Man sehe sich "überhaupt nicht" als Anti-Wien-Achse, heißt es aus der Runde.
Aber als wichtigen Faktor für die Erneuerung der Partei nach der Mitgliederbefragung, was auch Wien anerkennen müsse. Wobei für diese Länderchefs eines ganz klar ist: Das Ergebnis der Mitgliederbefragung sollte bindend sein.
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