Die Brüsseler EU-Community ist ohnehin seit Mittwoch ganz auf die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg fokussiert. Es ist nicht der erste Besuch von Thunberg in Brüssel – aber der Hype um die Schwedin ist ungebrochen. Gestern war sie zur Präsentation des Klimagesetzes der EU-Kommission eingeladen. Heute redete sie den EU-Umweltministern ins Gewissen.
"Ihre Rede am Beginn des EU-Ministertreffen hat mich beeindruckt. Es ist erstaunlich, dass ein junge Frau, die sehr fragil wirkt und bei der man spürt, welche Kraftanstrengung es für sie ist, so eine Bewegung initiieren kann", so der erste Eindruck bei Ministerin Gewessler.
Zu langsam
Thunbergs eindringlicher Appell an die 27 EU-Minister: den Erkenntnissen und Empfehlungen der Wissenschaftler zu vertrauen, um schneller die CO2-Reduktion voranzutreiben. Im Idealfall um 65 Prozent schon bis 2030 – also schon in zehn Jahren. Ein klimaneutrales Europa im Jahr 2050 geht der Schwedin viel zu langsam. Mehr Tempo fordert sie ein.
Das Phänomen Thunberg wollte die Umweltministerin gerne näher kennenlernen. Ein kurzes Treffen war geplant. Dafür verlässt Gewessler auch das EU-Ministertreffen, um am Rande einer Fridays for Future-Demonstration am Brüsseler Schumanplatz (wenige Meter vom EU-Ratsgebäude entfernt), das Gespräch mit Thunberg zu suchen.
Doch es läuft nicht wie erwartet: Während die Fridays For Future-Demonstranten die Umweltministerin mit Fragen und Forderungen bombardieren, ist Thunberg zurückhaltend. Man könnte fast ausweichend sagen - auch wenn Leonore Gewessler als ehemalige Global 2000-Geschäftsführerin selbst für den Klimaschutz auf die Straße ging. Fotos mit Politikern passen offenbar nicht in die Medienstrategie der Umweltaktivistin.
Leere Meter für die Umweltministerin, aber sie nimmt es gelassen. Greta kommt sicher wieder einmal zum EU-Ministertreffen – vielleicht ist sie dann aufgeschlossener.
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