Gender-Stern, -Doppelpunkt, Binnen-I oder Pausen in der gesprochenen, geschlechtergerechten Sprache (Glottisschlag) avancieren zum Aufregerthema – doch betreffen sie den Alltag? 902 von OGM für den KURIER Befragte können damit wenig anfangen, mehr noch: 67 Prozent vermeiden es gar, beim Schreiben oder Sprechen zu gendern.
3 Prozent geben an, beim Sprechen aufs Gendern zu achten – 9 Prozent tun dies beim Schreiben. „Etwa jeder Zehnte gibt an, nur in bestimmten Situationen zu gendern, wenn es beruflich notwendig erscheint“, sagt OGM-Chef und Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer. Interessant sei, dass eine klare Mehrheit der Frauen angibt, weder in Wort noch Schrift zu gendern – wiewohl sie dies im Vergleich zu Männern etwas häufiger tun. Geht es nach Parteien, so gendern die deklarierten Grünwähler zu 80 Prozent, wohingegen – auf der anderen Seite des politischen Spektrums – mehr als 90 Prozent der FPÖ-Wähler genau das zu vermeiden versuchen, ebenso wie drei Viertel der ÖVP-Wähler.
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In der ÖVP-FPÖ-Koalition in Niederösterreich wird ab 1. August gleichsam dieser Wählerpräferenz Rechnung getragen. ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und deren Stellvertreter, Niederösterreichs FPÖ-Chef Udo Landbauer, haben vor einer Woche Gender-Regeln für Mitarbeiter der Landesverwaltung vorgestellt. Gemäß Kanzlei-Ordnung wird auf Gender-Stern und Co. verzichtet und damit den Empfehlungen des Duden gefolgt.
Exkurs: Der Rat für deutsche Rechtschreibung will die geschlechtergerechter Sprache mit Sonderzeichen weiter beobachten aber keine Empfehlung abgeben. „Diese Wortbinnenzeichen gehören nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie. (...) Ihre Setzung kann in verschiedenen Fällen zu grammatischen Folgeproblemen führen, die noch nicht geklärt sind.“
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Die Gender-Debatte selbst erachtet Mikl-Leitner als „absolutes Randthema“, für Landbauer wird nun „dem Gender-Wahn ein Riegel vorgeschoben“. Vorschriften will sich hier kaum jemand machen lassen. 79 Prozent sind dafür, dass jede und jeder selbst entscheiden können soll, wie mit dem Gendern umzugehen ist. Die Wahlfreiheit ist bei Wählern aller Parteien mehrheitlich ein Anliegen.
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