Frauen in Teilzeitfalle: Agenda Austria fordert neues Karenzmodell

Grundsätzlich ist der Gender Pay Gap - also der Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern - seit 2007 leicht gesunken. Betrug der Gehaltsunterschied damals noch über 20 Prozent, lag er laut Berechnungen des wirtschaftsliberalen Think Tanks Agenda Austria 2017 bei rund 17 Prozent. Hauptproblem: der sogenannten "Motherhood Pay Gap". Frauen gehen viel öfter in Karenz und bleiben zur Kindererziehung auch länger in Teilzeit.
"Der Motherhood Pay Gap, also die Tatsache, dass noch immer mehr Frauen als Männer in Karenz gehen, ist der Hauptgrund, wieso der Gender Pay Gap so hoch ist", sagt Heike Lehner, Ökonomin der Agenda Austria. Geht eine Frau in Karenz, verdient sie zehn Jahre nach der Geburt ein Drittel weniger als eine Frau, die nicht in Karenz geht.
Kinder oder Karriere
Das habe zwei Gründe, erklärt Lehner: "Erstens die Karenzzeit an sich, weil es währenddessen natürlich zu Gehaltseinbußen kommt. Zweitens wechseln nach der Karenz viele Frauen in Teilzeit, um neben der Arbeit die Kinderbetreuung zu schultern."
36 Prozent der Frauen in Österreich, die in Teilzeitjobs arbeiten, betreuen Kinder oder pflegen Angehörige. Teilzeit statt Vollzeit – das macht sich auch auf der Karriereleiter bemerkbar: "Dieser Teilzeitjob entspricht oft nicht den Qualifikationen, die sie eigentlich hätten."
Gegenvorschläge
Was hilft gegen die Teilzeitfalle? Grundsätzlich sollten Frauen privat Vermögen aufbauen, sagt Lehner. Doch auch staatlich lasse sich einiges machen. Einerseits pocht die Ökonomin auf einen Ausbau der ganztägigen Kinderbetreuung – vor allem in Westösterreich gebe es noch große Lücken. "Das würde auch den Männern helfen. Man sieht, dass die Einkommenseinbußen bei Männern, die in Karenz gehen, ähnlich hoch ausfallen wie bei den Müttern – wenngleich die Männer von einem höheren Gehaltsniveau herunterfallen", sagt Lehner.
"Außerdem plädieren wir dafür, dass jeder Partner ein Jahr in Karenz geht." Die Karenzzeiten in Österreich seien – auch im internationalen Vergleich – eindeutig zu lang. Sie sollten auf ein Jahr pro Partner reduziert werden und nicht übertragbar sein, meint Lehner. Heißt: Es soll nicht mehr möglich sein, dass ein Partner gar nicht beim Kind bleibt und der andere dafür zwei Jahre lang, wie es derzeit der Fall ist.
Doch auch die Arbeitgeber sollten Kinderbetreuung anbieten, wenn sie vor allem für weibliche Fachkräfte attraktiv sein wollen, empfiehlt der Think Tank. So würden gut ausgebildete Frauen dem Arbeitsmarkt eher erhalten bleiben.
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