Franz Kreuzer: Ein Intellektueller, der den ORF geprägt hat

Der ORF trauert um Franz Kreuzer.
Franz Kreuzer starb im Alter von 86 Jahren. Er war Journalist, Intendant, Wissenschafter und kurz Politiker.

Franz Kreuzer hatte seine politische Überzeugung und war gleichzeitig ein unabhängiger Journalist. Dass so etwas geht – und wie es geht, das bewies Kreuzer als Chefredakteur und Intendant im ORF. Wer ihn dabei beobachten durfte, konnte nur von ihm lernen.

1929 in Wien als Sohn eines Lokführers geboren, ging er sofort nach der Matura im Jahr 1947 zur sozialistischen Arbeiter-Zeitung. Seine Reportagen im besetzten Wien waren mutig, er berichtete, von Verhaftung bedroht, auch von Verschleppungen aus der sowjetische Zone.

Dass er auch als AZ-Chefredakteur ab 1961 in erster Linie Journalist war, zeigte er nach der Niederlage der SPÖ bei den Nationalratswahl 1966, wo er die Zukunft der SPÖ diskutieren ließ, nicht zur Freude aller Funktionäre. Nach der von Hugo Portisch im KURIER initiierten Rundfunkreform 1967 wurde der den Sozialisten gar nicht nahestehende Gerd Bacher Generalintendant und berief sofort Franz Kreuzer zum ORF-Chefredakteur.

Bundeskanzler Josef Klaus (ÖVP) war über den Sozialdemokraten Kreuzer nicht glücklich, aber Bacher beharrte auf der Besetzung: „Weil er der Beste ist.“
Klaus akzeptierte den unabhängigen ORF, Bundeskanzler Bruno Kreisky ließ ihn reformieren. In der Folge – je nach wechselnder ORF-Organisation – war Kreuzer entweder Chefredakteur oder Intendant, aber immer ein Ideengeber, Sendungserfinder und Interviewer.

Den Club 2 entwickelte Kreuzer gemeinsam mit Kuno Knöbl, und dann setzte er seine Leidenschaft für die Wissenschaft in neue Sendungen um. Seine Interviews mit Sir Karl Popper waren legendär, seine Ungeduld, wenn ein Interviewter nicht zum Punkt kam, ebenso. In der Redaktion kursierte bald: Es wird eine neue Sendung geben: „Franz Kreuzer spricht, Nobelpreisträger lauschen.“ Das war natürlich ein Witz, aber Kreuzers Wissen hat gereicht, um auch Spitzenforscher nicht zu langweilen.
Dass Kreuzer in die Politik ging, war überraschend. Bundeskanzler Fred Sinowatz brauchte im Dezember 1985 einen Gesundheitsminister, und Kreuzer wollte sein Wissen in der Praxis umsetzen. Nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl am 26. April 1986 wurde ihm vorgeworfen, die Öffentlichkeit zögerlich und ungenau informiert zu haben.

Er kümmerte sich um Nationalparks und „Bruder Baum“, aber schied im Jänner 1987 wohl leichten Herzens aus der Politik.

Über wissenschaftliche Themen schrieb er dann im KURIER. In der freizeit hatte er ab der Gründung 1989 eine Kolumne, regelmäßig zeigte er mit Reportagen die Faszination von neuen Erkenntnissen der Forschung. Schließlich kehrte er zum Club 2 zurück.

Franz Kreuzer hat den ORF und Generationen von Journalisten geprägt. Dankbar werden wir das nicht vergessen.

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