FPÖ: Ein „normaler Typ“ und seine Partei auf Kurssuche

NR-WAHL: INTERVIEW NORBERT HOFER (FPÖ)
Nach dem Wiener Wahldesaster beriet der freiheitliche Bundesparteivorstand, wie die Partei aus dem Tief kommt. Norbert Hofer fordert nun mehr „inhaltliche Tiefe“.

Der Sturz war beispiellos: Es ist bald zwei Wochen her, da fiel die FPÖ bei der Wiener Landtagswahl von 30,8 auf 7,1  Prozent.

Angesichts einer derartigen Schlappe kann man auch als Bundespartei nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Und so beriet das freiheitliche Parteipräsidium am Mittwoch, welche Konsequenzen aus dem Ergebnis zu ziehen seien.

Bereits am Wahlsonntag hatten verschiedene Landesparteichefs der Freiheitlichen versichert, dass es keine personellen Konsequenzen gibt – weder im Bund noch in Wien.

Das Argument dafür: Weder Spitzenkandidat Dominik Nepp noch Bundesparteiobmann  Norbert Hofer seien für das Ergebnis verantwortlich, sondern nur Heinz-Christian Strache, seine Affären und die neue Liste.

Dennoch oder gerade deshalb gab es am Mittwoch „viel zu besprechen“, wie FPÖ-Chef Hofer erklärte.

Einer der Schlüsse, die man aus dem Wahlergebnis ziehen solle: „Man darf sich nicht zu sehr darauf verlassen, dass eh alles passt.“

Die FPÖ müsse in Zukunft verhindern, dass Spitzenfunktionäre die Partei für ihre Zwecke missbrauchen. Der einzige Zweck der FPÖ sei, sich für die Menschen einzusetzen.  „Es geht nicht darum, dass jemand ein Star wird.“ Auch  er, Hofer, sei kein Star. „Ich bin ein normaler Typ, der einen Beruf gelernt hat und ein vernünftiges Leben führen will. Aber ich will kein Star sein.“

Was die Analyse in Wien angeht, ist die FPÖ-Spitze überzeugt, dass man bei Arbeitern und in Österreich lebenden Serben bzw. Türken recht gut positioniert ist. „Wir haben aber Schwächen bei den gebildeten Bürgern“, sagt Hofer. Sein Schluss daraus: „Wir müssen inhaltlich in die Tiefe gehen.“

Dissens über den Ton

Soziale Sicherheit und der Kampf gegen den Islam zählen für den Burgenländer  zu genau diesen Schwerpunkten, die künftig forciert werden sollen.

Bei der Frage des „Wie“ herrscht im Dritten Lager freilich Dissens. Denn während der frühere Minister und nunmehrige Klubchef Herbert Kickl einen pointiert-offensiven Kurs für richtig hält, sind mächtige Landesparteien wie die oberösterreichische beim Stil gänzlich anderer Meinung.

„Der aggressive Ton wurde abgewählt, wir halten in Oberösterreich konstant bei 20 Prozent plus“, sagt ein Linzer Blauer. Auch stehe es der FPÖ gut an, den freiheitlichen Gedanken wieder ins Zentrum zu stellen. Konkret heiße das: Eigenverantwortung betonen und staatliche Einflussnahme  auf das Minimum reduzieren.

Letztlich widerspricht das aber Kickls aggressivem Oppositionskurs.  Denn wer, wie Kickl, für „Law & Order“ steht,  braucht dafür einen starken Sicherheitsapparat – und keinen zurückhaltenden „Nachtwächter-Staat“, wie er den liberalen Blauen vorschwebt.

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