Das Modell habe sich aber nicht bewährt, sagen der Germanist Hannes Schweiger, Experte für Deutsch als Fremd-‐ und Zweitsprache an der Uni Wien, und Beatrice Müller, Hochschulprofessorin für Sprachliche Bildung und Deutsch als Zweitsprache an der KPH Wien/Krems. „Derzeit gibt es eigentlich keine wissenschaftlichen Befunde, die dafür sprechen, die Deutschförderklassen auf diese Art und Weise beizubehalten“, so Schweiger.
Das Problem sei vor allem für die Kinder, dass man ihnen so das Gefühl gebe, nicht dazuzugehören. Bei 15 Stunden Deutschförderung in der Volksschule bleibe den Kindern kaum Zeit, sich in der Regelklasse zu integrieren. Die Studie zeige zudem, dass dieses Getrenntwerden auch einer guten Integration hinderlich sei, weil die Kinder die Maßnahme als Bestrafung erleben würden.
Gesonderte Förderung parallel zum Regelunterricht könne vereinzelt sinnvoll sein, betonte Müller. „Dann muss aber der Übergang in die Regelklasse und vor allem auch die Verzahnung mit den anderen Unterrichtsgegenständen, aber auch der Klasse – also den sozialen Interaktionsmöglichkeiten – sehr eng sein.“
Für die Arbeiterkammer Wien, die die Studie in Auftrag gegeben hat, sei das Beleg genug, rasch zu handeln. Notwendig sei ein Modell, bei dem frühzeitig mit der Sprachförderung begonnen wird, das Angebot langfristig zur Verfügung steht und in die sonstigen Lernprozesse eingebettet wird. Die Experten schlagen vor, künftig zwei verpflichtende Kindergartenjahre (statt derzeit einem) einzuführen, in denen verstärkt sprachliche Frühförderung stattfinden soll. Wenn nötig, sollen die Kinder in der Volksschule noch vier weitere Jahre in ihrer Klasse in Kleingruppen Deutsch-Förderung bekommen.
Aus dem Büro von Bildungsminister Martin Polaschek heißt es zum KURIER, dass die Deutschförderklassen derzeit wissenschaftlich evaluiert werden, um die Maßnahmen evidenzbasiert zu prüfen. Die Ergebnisse der Evaluierung, die seitens der Universität Wien durchgeführt wird, würden mit Ende des Jahres 2022 vorliegen.
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