Flüchtlinge auf Autobahn ausgesetzt

Tatort Tangente, gesperrte Ausfahrt Simmering: Sechs Flüchtlinge wurden aus diesem Transporter vergangenen Mittwoch ausgesetzt.
Skrupellose Schlepper werfen Asylwerber auf halber Strecke aus den Fahrzeugen.

Die Schlepper-Branche agiert seit einigen Wochen mit einer neuen, gefährlichen Facette der Skrupellosigkeit. Denn Flüchtlinge, darunter auch Kinder, werden nicht mehr an die abgesprochenen Zielorte gebracht, sondern auf stark befahrenen Autobahnen und Schnellstraßen ausgesetzt.

So wurden Dienstag auf der B 10 bei Nickelsdorf 23 Asylsuchende von der Exekutive aufgegriffen. Am Mittwoch strandeten 18 Menschen bei Gols/Weiden auf der A 4 im Burgenland. Sie wurden von ihren Schleppern in dem Glauben gelassen bereits in Deutschland zu sein. Auch auf der Brenner-, Innkreis-, Süd- sowie Westautobahn und der Wiener Tangente mussten in den vergangenen Tagen am Pannenstreifen umherirrende Asylsuchende von Einsatzkräften in Sicherheit gebracht werden.

Eklatanter Anstieg

"Wir beobachten diese Entwicklung seit einigen Wochen. Mit Anfang Mai stieg die Zahl der Aufgriffe sprunghaft an. Wir sehen dabei eine Routen-Verlagerung vom Süden in den Osten Österreichs", bestätigt Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums. De facto kletterte die Zahl der Asylanträge im Mai bundesweit um das 2,5-fache auf 6240 zum Vergleichsmonat des Vorjahres. Die neue, schonungslose Strategie der Schlepper spielt dabei eine entscheidende Rolle. Auch die hoffnungslose Überbelegung des Flüchtlingslagers Traiskirchens ist auf diese Entwicklung zurückzuführen.

"Aufgriffe entlang der heimischen Hauptverkehrsrouten werden sich noch häufen. Alleine durch die schiere Anzahl der Flüchtlinge wird diese menschenunwürdige Schlepper-Taktik offensichtlich", spricht Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty International von einer neun Qualität bei der Asyl-Problematik. Nachsatz: "Was sollen die Migranten am Pannenstreifen auch tun? Sie können nur mit den Kindern an der Hand auf sich aufmerksam machen und hoffen, dass sie von der Exekutive aufgegriffen werden."

Lebensgefahr

Laut Straßenerhalter Asfinag gehört die Szenerie auf den Hauptverkehrsadern beinahe zum Tagesgeschäft. Sprecher Hartwig Hufnagl: "Österreichweit überwachen 5800 Kameras das übergeordnete Straßennetz. So gut wie jeden Tag werden Flüchtlinge auf Pannenstreifen oder in der Nähe von Autobahn-Parkplätzen ausgesetzt. Bei diesen Aktionen spielen die Schlepper mit dem Leben der Flüchtlinge. Noch dazu werden die Migranten während der Hauptverkehrszeiten aus den Klein-Lkw getrieben."

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