Nachhilfe: Faßmann will mit 200 Millionen Euro Not der Schüler lindern

Bildungsminister Heinz Faßmann
Massiver Ausbau der Fördermaßnahmen, zwei Millionen Einzelförderstunden bedeuten zwei Förderstunden pro Klasse und Woche. Faßmann sieht keine "verlorene Generation"

Bildungsminister Heinz Faßmann erklärte am Montag in einer Pressekonferenz, welche Notmaßnahmen er für den Schulbetrieb organisieren will. Dazu legt er 200 Millionen Euro auf den Tisch – vor allem für einen massiven Ausbau der Fördermaßnahmen.

Die Förderstunden sollen grundsätzlich allen Schülerinnen und Schülern zugutekommen, vor allem aber jenen, bei denen durch die COVID-19-Pandemie die Lernrückstände besonders groß sind. Daher werden 10 Prozent des Fördertopfes für außerordentliche Schülerinnen und Schüler vergeben. Sie sollen zweckgewidmet an Standorte gehen, die etwa einen erhöhten Sprachförderbedarf (Deutschförderklassen) oder besondere sozioökonomische Herausforderungen aufweisen.

Faßmann gab zu, dass "hinter uns" ein "extrem mühsames Jahr" liege, und ein Normalbetrieb auf absehbare Zeit nicht möglich sein wird. Er möchte aber nicht, dass alle im Schulbetrieb deshalb "in Agonie" verfallen. Deshalb auch seine neuen Fördermaßnahmen  und -millionen.

Er will jedenfalls nicht von einem "verlorenen Jahr" oder gar einer "verlorenen Generation" sprechen, so schlecht sei das Distance Learning auch nicht angenommen worden. 

200 Millionen für Förderstunden

Aus den Presse-Unterlagen des Ministeriums war vorab zu erfahren, was alles geplant ist:

Zusätzliche Förderangebote für die Pflichtschulen

  • Bis zu zwei zusätzliche Förderstunden pro Klasse in den Hauptgegenständen und den Fremdsprachen
  • Förderung von Schülerinnen und Schülern in Kleingruppen, geteilten Gruppen oder geteilten Klassen
  • Individuell und flexibel gestaltbar: z.B. Blocken der Stunden, Aufteilung auf Gegenstände
  • Bedarfsgerechte Ressourcenzuteilung für Standorte mit erhöhtem Förderbedarf der Schülerinnen und Schüler
  • Rund 1,5 Millionen zusätzliche Stunden durch Lehrkräfte bis Februar 2022

Beispiel: 8-klassige Volksschule, Standort mit besonderen Herausforderungen, Lernrückstände in Mathematik bzw. erhöhter Mathematikförderbedarf

  • Standort erhält 16 Wochenstunden für das gesamte Sommersemester durch die Bildungsdirektion zugewiesen
  • Schulleitung entscheidet in Absprache mit den Lehrkräften ein intensives Maßnahmenbündel aus Förder- und Kleingruppenunterricht in den ersten Wochen des Sommersemesters umzusetzen
  • Kleingruppenunterricht in Mathematik in allen Klassen durch eine zweite Lehrkraft: 8 Klassen zu je 4 Stunden für 4 Wochen
  • Geblockter Förderunterricht in allen Klassen in verschiedenen Hauptgegenständen im Ausmaß von 3 Wochenstunden je Klasse über 6 Wochen
  • Die Klasse 1a erhält zusätzlich zur Unterstützung für 4 Wochen eine Begleitlehrperson im Ausmaß von 2 Wochenstunden für Deutsch
  • 8 Einzelstunden werden für individuelle Fördermaßnahmen nach Bedarf eingesetzt

 

Zusätzliche Förderangebote für die AHS und BMHS

  • Bis zu zwei zusätzliche Förderstunden pro Klasse mit Ausnahme der Abschlussklassen
  • Förderung in Kleingruppen, geteilten Gruppen oder geteilten Klassen
  • individuell und flexibel gestaltbar
  • Rund 1,15 Millionen zusätzliche Förderstunden durch Lehrkräfte

 

Zusätzliche Förderangebote für die Abschlussklassen

  • Bis zu zwei zusätzliche Förderstunden pro Klasse eines Abschlussjahrgangs
  • Gezielte Unterstützung für Schülerinnen und Schüler im letzten Schuljahr
  • Rund 180.000 zusätzliche Förderstunden bis Ende des Unterrichtsjahres
  • Plus: Ergänzungsunterricht in den Abschlussklassen
  • Das bedeutet: Zusätzliche Unterrichtsangebote in den Prüfungsfächern für die Abschlussklassen nach Klassenende bis zur Abschlussprüfung
  • Gezielte Vorbereitung auf die Matura und andere Abschlussprüfungen

 

Lernbetreuung in den Semester- und Osterferien

  • Schülerinnen und Schüler, die besonderen Nachholbedarf haben, werden aktiv angesprochen und zum Ergänzungsunterricht eingeladen
  • Freiwilliges Zusatzangebot unter derzeit aktuellen Hygienebedingungen (Lockdown), kein Regelunterricht
  • Lernbetreuung an den Standorten ist in der Primarstufe und Sekundarstufe I möglich
  • Fokus liegt auf Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen
  • Keine Leistungsbeurteilung
  • Einsatz von Studierenden ist möglich

 

Ausbau der Sommerschule

  • Erfolgsprojekt von 2020 wird in diesem Jahr fortgesetzt
  • Unterstützung für lernschwache Kinder in den letzten beiden Ferienwochen
  • Verdoppelung der Plätze auf 50.000
  • Ausweitung auf Deutsch und Mathematik, in der Volksschule auch Sachunterricht
  • Lehramtsstudierende unterrichten
  • Buddys unterstützen
  • Kein Paukerkurs – Unterricht ist projektorientiert, themenzentriert und abwechselnd fachlich und überfachlich

 

Buddy-Lernhilfe auf weiterlernen.at

  • Kostenlose Lernhilfe außerhalb des Schulbetriebs
  • Lernunterstützung in Einzelstunden oder Kleingruppen
  • Anmeldung auf weiterlernen.at
  • Schülerin bzw. Schüler und Lernbuddy werden auf dieser Plattform verbunden („matching“)
  • Stunden werden über Gutschein-System konsumiert
  • Getragen von zivilgesellschaftlichen Organisationen wie z.B. Caritas oder Diakonie

Faßmann erklärt die Förderstunden

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