Ex-Tennis-Star Thomas Muster wirbt in Video für Sebastian Kurz

Ex-Tennis-Star Thomas Muster wirbt in Video für Sebastian Kurz
Die Tennis-Legende ist der dritte Promi, der die ÖVP unterstützt. Kurz solle "stärker zurückkommen", wünscht sich Muster. Die SPÖ wirbt unterdessen mit Ex-Vizekanzler Mitterlehner.

Im herbstlichen Halbschatten schlendert Ex-Tennisstar Thomas Muster - ganz leger in Jeans, Sportschuhen und mit Fünf-Tages-Bart - über einen verlassenen Tennisplatz. Die Kamera umrundet ihn in Nahaufnahme. Muster erzählt, hört zu, lacht. Was er sagt, hört man nicht. Wohl aber, mit wem er spricht: ÖVP-Chef Sebastian Kurz.

Emotionale Musik, ausdrucksstarke Bilder - und eine österreichische Sportlegende: Das sind die Zutaten des neuesten, professionell gedrehten Unterstützervideos, das die ÖVP heute in der Früh präsentiert hat.

Unterbrochen sind die Gesprächs-Szenen des rund eine Minute langen Videos von klassischen Interview-Sequenzen mit Muster: "Ich habe immer Köpfe gewählt und keine Parteien", sagt Muster. "Und Sebastian Kurz ist für mich im Moment der Kopf, den ich wählen würde."

Unterstützung für Sebastian Kurz

Auch den Grund dafür erfährt der Zusehen in dem Video-Clip: Es gebe, so der Ex-Weltranglisten-Erste, starke Parallelen zwischen den Karrieren der beiden. Auch er, Muster, sei "neue Wege gegangen" und habe Rückschläge erlebt.

Nach seinem Unfall (Muster wurde bei einem nicht selbst verschuldeten Autounfall 1989 am Knie verletzt, Anm.) habe er seine Zweifler eines Besseren belehrt und hart an seinem Comeback gearbeitet.

Ex-Tennis-Star Thomas Muster wirbt in Video für Sebastian Kurz

Schlendern über den Tennisplatz: Sebastian Kurz mit Thomas Muster

"Ich weiß, dass man aus Rückschlägen wieder stärker zurückkommen kann. Und ich glaube, dass das auch bei Sebastian Kurz so sein kann", sagt Muster. Dafür brauche der ÖVP-Chef jede Unterstützung - "und meine wird er haben".

Aufreger Hörbiger

Thomas Muster ist nach Christiane Hörbiger und Abfahrts-Weltmeister Michael Walchhofer bereits der dritte Promi, der für die ÖVP im Wahlkampf via Video Stimmung macht.

Für die bislang größte Aufregung sorgte ein Statement von Schauspielerin Christiane Hörbiger, die sich in dem Video nicht nur für Sebastian Kurz aussprach, sondern auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner attackierte.

Die Aufregung in den Sozialen Medien war groß. Familienmitglieder distanzierten sich, die Kulturszene zeigte sich irritiert, eine Kabarettistin produzierte gar eine Parodie auf das Video. Auch die SPÖ reagierte: Rendi-Wagner lud Hörbiger zum Gespräch, diese sagte (krankheitsbedingt) ab.

Überraschung Mitterlehner

Walchhofers Botschaft kam weniger überraschend. Er unterstützte die ÖVP bereits bei der vergangenen Nationalratswahl.

Für die größte Verwunderung sorgte gestern jedoch die SPÖ. Und zwar ausgerechnet mit einem Wandervideo. (Ist das Wandern doch üblicherweise die Spezialität des ÖVP-Chefs.)

In dem Videoclip ist nicht nur Ex-SPÖ-Minister Alois Stöger zu sehen, sondern auch der schwarze Ex-Parteichef, Ex-Vizekanzler und Kurz-Kritiker Reinhold Mitterlehner.

Mitterlehner gibt der roten Wandergruppe in dem Video eine Burgführung. Die SPÖ wolle damit "signalisieren, dass wir den politischen Mitbewerber ernstnehmen, dass wir im Dialog stehen." Es folgt ein (gemeinsames) Loblied auf die frühere rot-schwarze Zusammenarbeit. Zu den Oberösterreichischen Nachrichten sagt Mitterlehner wenig später, dass das Video ohne seine Zustimmung veröffentlicht wurde.

Die Videobotschaften ersetzen im laufenden Wahlkampf die früher üblichen Personenkomitees, mit denen sich die Parteichefs umgaben. Ein möglicher Grund: Die Ausgaben für ein Personenkomitee müssen nach neuer Gesetzeslage in die Wahlkampfkosten eingerechnet werden. Die Videogrüße sind da deutlich billiger.

Es ist selten so, dass ein Promi wahlentscheidend ist. Was er kann, ist Aufmerksamkeit auf eine Partei lenken.

von Thomas Hofer

Politberater

Was die Promi-Botschaften bringen? Es sei "logisch", dass sich Politiker gerne mit Promis umgeben, sagt Politik-Analyst Thomas Hofer im Gespräch mit dem KURIER. „Es ist natürlich selten so, dass ein Promi wahlentscheidend ist. Was er kann, ist Aufmerksamkeit auf ein Thema oder eine Partei lenken.“

Spitzensportler als Protagonisten der Videos eigenen sich laut Hofer deshalb so gut, weil sie die Werte einer Partei wie der ÖVP ganz besonders verkörpern: Leistungsbereitschaft, Bodenständigkeit, Heimatverbundenheit – angereichert um einen Hauch Internationalität.

Wer authentisch ist, punktet

Aber: „Am meisten punktet, wer authentisch ist, wer Emotionen erzeugt", sagt Hofer. "Dazu muss man nicht einmal prominent sein."

Das laut Hofer mit Abstand effektivste Video war bisher jenes mit "Frau Gertrude" - jener Holocaust-Überlebenden, die im Bundespräsidenten-Wahlkampf in einem Video vor Ausgrenzung und Hass warnte. „Sie kannte vorher keiner, dann jeder. Ihre eindringliche Botschaft war für Van der Bellen Gold wert“, sagt Hofer.

Das Hörbiger-Video der ÖVP war aus Hofers Sicht nicht ganz gelungen: Zwar sei Hörbiger ein Publikumsliebling. „Problematisch war letztlich aber ihre Wortwahl.“

Und wie wirkt Mitterlehner als SPÖ-Wahlkämpfer? "Ein paar SPÖler werden schmunzeln, aber kein ÖVPler wird deshalb zur SPÖ wechseln. Jene, die nicht mit dem Kurs von Sebastian Kurz zufrieden sind, sind eh längst weg“, sagt der Politikberater. "Es ist ein netter Nadelstich, aber wohl nicht mehr.“

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