„Der Plagiator meiner Doktorarbeit hat mir Geld geben müssen. Wir haben uns damals außergerichtlich geeinigt, und er zahlte mir 5.000 Euro, weil er meinen Text in seinem Buch publiziert hat“, schildert Weber. Aber das war noch nicht alles: Auch die Staatsanwaltschaft sei damals von sich aus tätig geworden. „Der Plagiator wurde zusätzlich zu 90 Tagessätzen verdonnert“, erzählt Weber.
Das nächste Drohszenario: Aschbacher könnte der Titel aberkannt werden. Das sei davon abhängig, ob die FH Wiener Neustadt aktiv werde. Eben dies hat die FH am Montag angekündigt. Ein Prüfverfahren wurde eingeleitet.
Rückzahlungen und mehr
Darüber hinaus drohen auch dienstrechtliche Probleme, wenn Aschbacher wegen des erschummelten Titels eine bessere Bezahlung im Staatsdienst bekommen hätte. Aschbacher war von Mitte 2012 bis Ende 2013 im Kabinett von Ex-Finanzministerin Maria Fekter tätig, wo sie 2014 das zentrale Risikomanagement leitete. Von Oktober 2014 bis Mai 2015 arbeitete Aschbacher im Wirtschaftsministerium. „Mutmaßlich wurde die Ex-Ministerin hier als Akademikerin eingestuft.“
Wird nun der Grad widerrufen, erfolgt dieser Schritt rückwirkend. „Hier kann es zu Rückzahlungsaufforderungen kommen“, sagt Weber. Aschbacher hat ihr Dienstverhältnis mit dem Finanzministerium übrigens aufgelöst. Damit verzichtet Aschbacher auf ihr Rückkehrrecht und sie hat somit keinen Anspruch auf eine Entgeltfortzahlung.
Eine ganz neue Dimension ergebe sich durch die neuesten Entwicklungen: Sollte sich herausstellen, dass Medienberichte, wonach Aschbacher auch die in der Arbeit erwähnten Interviews mit Firmenchefs nicht gemacht habe, stimmen, so hätte das auch eine strafrechtliche Dimension, erklärt Weber.
Trotz dieses Coups empfindet Weber „keine Genugtuung“, er sieht den Rücktritt von Christine Aschbacher auch „nicht als Sieg“. Vielmehr hoffe er, dass sich aufgrund der Affäre nachhaltige Verbesserungen ergeben. Immerhin plädiere er schon seit Jahren für Qualitätssicherungsmechanismen, „damit so etwas nicht passiert“, erklärt Weber.
Dass Aschbacher zwar einen schnellen Rücktritt vollzogen, aber in ihrem Abschiedsstatement keinerlei Einsicht gezeigt hat, wundert den Plagiatsforscher nicht. „Ein Plagiator sieht sich immer als Opfer.“
Ein „Gut“ für Nehammer
Unter die Lupe will der Plagiatsforscher nun auch andere Doktorarbeiten der Regierungsmitglieder nehmen. Angefordert hat er die Doktorarbeit von Frauenministerin Susanne Raab und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (beide ÖVP). „Die Arbeiten habe ich schon angefordert, aber die Anlieferung dauert ungefähr eine Woche“, so Weber.
Über die Abschlussarbeit von Innenminister Karl Nehammer (ebenfalls ÖVP; es handelt sich um einen MSc-Lehrgang an der Donauuniversität Krems) sagt er: „Qualitativ nicht gut, aber kein Plagiat.“ Und er meint weiter: „Es wäre interessant, welche Note Peter Filzmaier dieser Arbeit vom Innenminister gegeben hat.“
Der KURIER konnte das mittlerweile in Erfahrung bringen: Es war ein „Gut“.
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