Eurofighter: Weitere 20 dubiose Millionen aufgetaucht

APAHDS08 - 04062008 - WIEN - OESTERREICH: Ein Tiefflug zweier Eurofighter hat am Montag, 02. Juni 2008 für Aufregung in Wien gesorgt. Der Abfangjaeger-Flug erfolgte im Rahmen der Einsatzvorbereitung für die EURO 2008 ueber dem Ernst-Happel-Stadion in Wien. Das Bundesheer ist während der EURO unter anderem für die Sicherung des Luftraumes zustaendig.APA-FOTO: Das Bundesheer ist während der EURO unter anderem für die Sicherung des Luftraumes zuständig. APA-FOTO: BMLV/ZINNER
An die Briefkastenfirma Vector sollen weitere 20,7 Millionen Euro geflossen sein

Neue dubiose Geldflüsse im Eurofighter-Skandal: im Mittelpunkt steht erneut die Londoner Briefkastenfirma Vector Aerospace LLP.

Diese Drehscheibe für die Abwicklung des Hauptteils der umstrittenen Gegengeschäfte (rund 3,4 Milliarden Euro) wurde vom italienischen Finanzzampano und mittlerweile verurteilten Anlagebetrüger Gianfranco Lande gegründet und dirigiert. Die österreichischen Waffenlobbyisten Walter Schön und Alfred Plattner sollen über die Offshore-Firmen Hopewell und Provan die Firma Vector (mit-)kontrolliert haben. Laut deutschen und italienischen Ermittlungsakten sollen mindestens 71,5 bzw. 77,5 Millionen Euro in diesen „Briefkasten“ geflossen sein. Wahrscheinlicher ist sogar, was hierzulande vermutet wird, dass 113,5 Mio. Euro von EADS Deutschland an die mutmaßliche Scheinfirma überwiesen worden sind.

Dubioser Geldfluss

Vector verteilte die Gelder als „Provisionen“ an angebliche Vermittler von Gegengeschäften. Laut Aktenlage sollen die Zahlungen zwischen März 2005 und Jänner 2008 erfolgt sein. Doch das dürfte noch nicht alles gewesen sein. Im Jahresabschluss 2009 der Londoner Drehscheibe findet sich nun eine weitere Millionen-Zahlung: Vector soll in diesem Jahr von „seinem Hauptkunden“ eine Abschlagszahlung in Höhe von 20,735 Millionen Euro erhalten haben; zugleich wurden weitere 1,71 Millionen Euro treuhändig gehaltene Gelder freigegeben. Dieser „außerordentliche Ertrag“ wird in der Bilanz mit „der Beendigung des Management-Service-Vertrages“ begründet. Abzüglich von Gegenforderungen blieb unter dem Strich ein Plus von 18,5 Millionen Euro.

Bei diesem Vertrag dürfte es sich um jenen mit EADS Deutschland aus dem Dezember 2004 gehandelt haben, mit dem EADS „die Erfüllung der Kompensationsverpflichtungen“ aus dem Eurofighter-Deal an Vector ausgelagert hatte. Anscheinend hätte dieser noch bis Ende 2011 laufen sollen. Somit dürfte mit „Hauptkunde“ EADS Deutschland gemeint sein. Bei EADS in Bayern geht man auf Tauchstation. „Leider können wir zu diesen Punkten aufgrund des laufenden Verfahrens keine Stellung nehmen“, teilt EADS-Sprecher Gregor von Kursell dem KURIER mit. Dabei liegt der Verdacht nahe, dass EADS Deutschland der Briefkastenfirma Vector überhaupt einen bestimmten Anteil am „Provisionskuchen“ garantiert hatte.

Weitere Treuhänder

Laut Firmenbuch-Akten sollen auch noch 2009 die Offshore-Firmen Hopewell und Provan die „unmittelbare Kontrolle“ über Vector gehabt haben. Als „Oberste Beherrscher“ weist Vector im Firmenbuch aber erstmals die Treuhänder des diskretionären Trusts „Santa-Lo“ mit Sitz auf der Isle of Man aus. Mastermind Gianfranco Lande ist schon im Juli 2008 aus dem Vector-Management ausgeschieden, nachdem die angeblich neue Führung einen finanziellen Vergleich mit ihm geschlossen hatte. Indes hat Lande im April 2011 vor den italienischen Behörden ausgesagt, dass er von den EADS-Deutschland-Managern Klaus-Dieter Bergner und von Manfred W. mit der Gründung der Vector beauftragt worden zu sein.

Das bestreitet Bergner, der ab 2005 als Geschäftsführer der Euro Business Development (EBD) GmbH die Koordinierung der Gegengeschäfte verantwortete. „Herr Bergner hat Herrn Lande nicht beauftragt, er kannte ihn auch nicht“, lässt er dem KURIER mitteilen. „Als die Italiener (der EADS-Kooperationspartner Alenia) die Firma Vector und Herrn Lande als Abwickler der Gegengeschäfte vorschlugen, ging Herr Bergner davon aus, dass es diese Firma schon länger gab und nicht, dass es eine Neugründung wäre.“ Nachsatz: „Herr Bergner wurde als EBD-Geschäftsführer von Vector mit der Abwicklung der Gegengeschäfte in Österreich beauftragt und dafür auch bezahlt.“

Update: Unabhängig von den neuen Enthüllungen im Eurofighter-Skandal schloss Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) in der ZiB2 am Mittwochabend nicht aus, dass der Eurofighter-Kauf rückabgewickelt werden könnte: "Wenn das der Vertrag möglich macht, muss man das auch erwägen". Gleichzeitig betont er, dass er den Kontrakt nicht kenne. Es müsse zunächst einmal geprüft werden, ob es bei den Gegengeschäften tatsächlich zu Malversationen gekommen sei. Für Verteidigungsminister Darabos (SPÖ) gibt es momentan aber keine rechtliche Handhabe für eine Rückabwicklung oder Schadenersatzzahlungen. Es würden einfach die Fakten fehlen, erklärte er vergangenen Freitag. (APA)

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