Weil das Bundesheer seit Monaten zu wenig Fluglotsen hat und die Mannschaft Überstunden abbauen muss, blieben die Eurofighter ab Freitagmittag im Hangar. Das berichtete zunächst die Krone, die Armee bestätigte das. KURIER-Recherchen zeigen: Das Problem reicht noch viel tiefer.
Die im Kabinett von Beamtenminister Werner Kogler auch gegenüber dem KURIER kolportierte Erzählung, das Bundesheer habe zu wenig bis gar nicht auf die Dramatik der Lage hingewiesen, will man im Militär so nicht stehen lassen.
Problem seit Jahren bekannt
Der Chef der Luftstreitkräfte, „Airchief“ Gerfried Promberger, rückte am Montag aus um klarzustellen, dass Vertreter des Beamtenministeriums schon im Herbst 2023 in Zeltweg waren, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Das Problem sei seit vielen Jahren bekannt – und es betreffe nicht nur die Fluglotsen in Zeltweg.
Laut KURIER-Recherchen kann das Heer in verschiedenen Bereichen mehr schlecht als recht Personal bereitstellen. Bei Auslandseinsätzen heben Kontingente bisweilen ohne Militärarzt ab – weil die Ärzte fehlen; ähnlich dürr ist die Lage bei Mechanikern für den militärischen Fuhrpark.
Einer der wesentlichen Gründe für das fehlende Personal ist die Konkurrenz: Zivile Arbeitgeber zahlen Meteorologen, Flugtechnikern, Kfz-Mechanikern, etc. deutlich mehr als die Armee. Als Fluglotse verdiene man bei der zivilen Austro Control das Zweieinhalbfache wie im Militär, heißt es.
Bei den Eurofighter-Piloten konnte die Konkurrenzsituation mit Sonderverträgen abgemildert werden – die Heeresflieger verdienen in etwa dasselbe wie zivile Airline-Piloten.
Zivilisten gegen Soldaten
Derartige Sonderverträge sind aber nicht in allen Bereichen möglich.
Neben dem als ausbaufähig bezeichneten Gesprächsklima zwischen Kogler und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) kommt noch eine andere „Problematik“ verschärfend hinzu: Außerhalb des Militärs ist man überzeugt, dass viele Jobs von Zivilisten gleich gut wenn nicht sogar besser erledigt werden können wie von Soldaten. „Im Beamtenministerium ist man überzeugt, dass Hubschrauber-Techniker keine soldatische Ausbildung benötigen“, sagt ein hochrangiger Militär zum KURIER.
Das Problem dabei: Zivilisten kennen sich bei Waffen, Dienstgraden und in der Armee nicht nur nicht aus, sie machen im Einsatzfall die Sache auch rechtlich komplizierter: Wenn etwa Hubschrauber zu (militärischen) Einsätzen von A nach B verlegen ist klar, dass alle dafür nötigen Soldaten die Kaserne wechseln. Bei zivilen Arbeitnehmern ist die Sache aber schwierig. Sie dürfen – streng genommen – nicht in militärische Einsätze gehen. Das sagt nicht nur ihr Dienst- sondern auch das Völkerrecht.
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