EU-Bericht: Österreicher mit negativem Verhältnis zu Muslimen

Österreich weist eine sehr negative Einstellung gegen Muslime auf.
Ein Bericht der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte zeigt, dass die österreichische Bevölkerung eine sehr negative Einstellung gegenüber Muslimen hat.

Die österreichische Bevölkerung hat im Vergleich zu anderen EU-Staaten ein negativeres Verhältnis zu Muslimen. Das geht aus einem EU-Bericht zu Minderheiten und Diskriminierung hervor, der von der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) am Donnerstag veröffentlicht wurde. Die meisten Muslime in der EU haben großes Vertrauen in demokratische Institutionen.

Der FRA-Bericht erfasst die Erfahrungen von 10.527 Muslimen, sowohl Einwanderer als auch deren in der EU geborenen Kinder, und konzentriert sich auf das Zugehörigkeitsgefühl von Muslimen zur EU, ihre Erfahrungen mit Diskriminierung sowie die Kenntnis ihrer Rechte. "Die Ergebnisse unserer Erhebung zeigen, dass es vollkommen lächerlich ist zu behaupten, Muslime wären in unserer Gesellschaft nicht integriert", erklärte FRA-Direktor Michael O'Flaherty in einer Aussendung.

Nur Zypern mit negativerer Einstellung

Laut dem Bericht teilt sich die österreichische Bevölkerung in Bezug auf negative Einstellungen gegenüber Muslimen mit 31 Prozent mit Malta den zweiten Platz der 15 befragten EU-Staaten. Lediglich Zypern habe ein negativeres Bild von Muslimen (36 Prozent). Gleichzeitig sei Österreich eines von zwei Ländern, in dem die nicht-muslimische Bevölkerung die weitreichende Diskriminierung von Muslimen geringer einschätze (51 Prozent) als die Muslime selbst (56 Prozent).

"Die hohe negative Einstellung gegenüber Muslimen in Österreich wird auch durch den öffentlichen Diskurs beeinflusst", erklärte FRA-Sprecherin Katya Andrusz die Ergebnisse auf APA-Anfrage. "Die Daten zeigen, dass immerhin 40 Prozent der befragten Muslimen in Österreich in den letzten fünf Jahren auch tatsächlich Diskriminierung aufgrund der Herkunft erfahren haben", so Andrusz.

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Der Bericht zeigt zudem große geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf antiislamische Diskriminierung in Österreich: 16 Prozent der Männer, aber 36 Prozent der Frauen berichten von Diskriminierung. Andrusz erläuterte, dass "Erfahrungen von Diskriminierung, Belästigung oder gar Gewalt mit niedrigem Zugehörigkeitsgefühl zusammenhängen." Tatsächlich fühlen sich Muslime in Österreich vergleichsweise wenig mit dem Land, in dem sie wohnen, verbunden - nur in den Niederlanden und Griechenland sei der Wert schlechter.

EU-Bericht: Österreicher mit negativem Verhältnis zu Muslimen
Gefühl der Zugehörigkeit von Muslimen zum jeweiligen EU-Land, in dem sie leben - Balkengrafik GRAFIK 0957-17, 88 x 96 mm
Europaweit zieht der Bericht dennoch eine positive Bilanz zur Integration von Muslimen: "Wir stellen fest, dass ihr Vertrauen in die demokratischen Institutionen größer ist als bei weiten Teilen der Allgemeinbevölkerung", so O'Flaherty. Vor allem das Vertrauen in Polizei und Justiz sei bei Muslimen hoch, wenngleich 42 Prozent der Befragten angegeben hätten, dass Polizeikontrollen aufgrund des Migrationshintergrundes bzw. der Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit stattgefunden hätten.

39 Prozent fühlten sich diskriminiert

Laut FRA-Bericht fühlten sich 39 Prozent in den fünf Jahren vor der Erhebung aufgrund ihrer ethnischen Herkunft oder ihres Migrationshintergrunds in einem oder mehreren Bereichen des Alltags - Beschäftigung, Bildung, Wohnraum, Gesundheitsversorgung und bei der Inanspruchnahme von öffentlichen oder privaten Dienstleistungen - diskriminiert. Besonders bei der Suche nach Arbeit (44 Prozent) oder Wohnraum (53 Prozent) sei der Name oder die Hautfarbe Grund für Diskriminierung. Auch traditionelle oder religiöse Kleidung trage dazu bei. Der Bericht zeigt zudem, dass muslimische Befragte aus Nordafrika und Ländern südlich der Sahara besonders oft diskriminiert worden seien. Die Werte seien jedoch in Bezug auf die letzten zwölf Monate rückläufig.

Für O'Flaherty verhindere "jeder Fall von Diskriminierung und Hasskriminalität" die Inklusion von Muslimen und verringere deren Möglichkeiten, Arbeit zu finden. "So gesehen laufen wir Gefahr, einzelne und ganze Bevölkerungsgruppen zu entfremden, was gefährliche Folgen haben kann", fügte er hinzu.

Um die Situation zu verbessern, schlägt die FRA vor, verstärkt rechtliche Schritte einzuleiten, um der Diskriminierung in allen Lebensbereichen vorzubeugen und sie strafrechtlich zu verfolgen. Die Zusammenarbeit mit muslimischen Gemeinschaften und die bessere Einbindung von Muslimen in öffentliche Prozesse und Ämter könne ihr Vertrauen in die nationalen Institutionen noch weiter verbessern. Zusätzlich müsse man gegenüber Muslimen Öffentlichkeitsarbeit leisten, um die Kenntnis ihrer Rechte zu fördern und einen Überblick nationaler Gleichbehandlungsorganisationen zu geben, die vor allem unter Muslimen in Österreich weitgehend unbekannt seien.

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