Erdäpfel in der Wüste: Landwirtschaftsminister holt sich Ezzes in Israel
Noch am Flughafen schreibt er Weihnachtskarten. "Weil es sich so gehört“, sagt Norbert Totschnig. So wie es zum Reiseprogramm einer Israel-Reise gehöre und das Geschichtsbewusstsein gebiete, als österreichisches Regierungsmitglied die Gedenkstätte Yad Vashem zu besuchen, wie der Landwirtschaftsminister fortführt. Ebendort. Stunden später.
Nach dem Rundgang, der die unvorstellbaren Nazi-Gräuel – den Mord an sechs Millionen Juden – zeigt, schreibt Totschnig wieder. In ein Buch vor einem kleinen eigens eingerichteten Raum, der einzig den Kindern gewidmet ist, die im Holocaust starben. Einer Million Kindern.
Dies sei ein „wichtiger Ort der Erinnerung und auch der Mahnung. Wir alle sind gefordert, dass es nie vergessen wird und sich nie wiederholt.“ liest Totschnig das soeben Geschriebene vor.
"Wir haben keine Heiligtümer, wir heiligen nur die Zeit“, sagt die Dame, die ihre Eltern im Holocaust verlor und den Landwirtschaftsminister durch Yad Vashem begleitet. Israel sei wie sie selbst erst 74 Jahre alt. „Wir sind noch jung und haben noch viel vor,“ sagt sie und deutet wie zur Beweisführung auf die zahlreichen Bauten, die ringsum erst im Entstehen begriffen sind. Es sei ein Land der Gegensätze, des Erinnerns, Innehaltens und Nachvorne-Blickens. Ähnlich gestaltet sich auch die erste Reise des Tirolers Totschnig ins Heilige Land.
"Höhepunkt der Reise"
Dem Besuch in Yad Vashem folgt ein „Höhepunkt der Reise“, wie der gläubige Katholik Totschnig vorausschickt: Bethlehem. Zum Erstaunen vieler Mitreisender wirkt die Geburtskirche partout wenige Tage vor Weihnachten nahezu wie verwaist. Das sei immer so, heißt es, ehe am 24. Dezember die Gläubigen wieder Stunden ausharren werden, um Einlass gewährt zu bekommen. Wenige Autostunden später richtet sich der Blick vom Geschichtlichen und Religiösen auf das Weltliche. Für Österreicher, die gewohnt sind, fließend Wasser aus der Leitung trinken zu können, auf vermeintlich Profanes. Das Vorhandensein von Wasser.
Erdäpfel in der Wüste
In der Wüste Negev wird am staatlichen Forschungszentrum Gilat an „Lösungen für eine nachhaltige Landwirtschaft in trockenen und semitrockenen Gebieten“ gearbeitet. Hier gelingt es auf staubtrockenem Boden durch unterirdisch ausgeklügelte Bewässerungssysteme und High-Tech Erdäpfel und Weintrauben zum Wachsen zu bringen. Warum das für Österreich relevant werden kann und sich Forschende der Universität für Bodenkultur Wien mit Gilat austauschen?
Wasser als limitierender Faktor
„Es ermöglicht einen Blick in die Zukunft. In Österreich haben wir das Glück, über ausreichend Wasser zu verfügen, aber es wird wärmer und wir sollten damit umgehen können“, sagt Totschnig. Insbesondere in Ostösterreich würden die Trockenperioden immer länger. Für gewisse Kulturen wie Mais, Zuckerrüben oder Soja brauche man langfristig adäquate Bewässerungsmodelle – auch, um die Versorgungssicherheit im eigenen Land zu gewährleisten. „Wasser ist der limitierende Faktor“, betont Itamar Nadav von Netafim. Die Firma hat ihren Sitz in der Wüste und ist weltweit führend bei Bewässerungssystemen, spezialisiert auf Tröpfchenbewässerung. Nach einem Blick in die Zukunft gefragt, sagt Nadav: „Irgendwann werden wir vielleicht alle zu Hause eine Kiste haben und darin anbauen müssen, wenn wir uns der Bedeutung von Wasser nicht bewusst werden.“
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