Einkommensschwache von hoher Inflation besonders stark betroffen

Einkommensschwache von hoher Inflation besonders stark betroffen
Weil bei ihnen 32 Prozent der Ausgaben auf Energie, Miete, Nahrung entfallen - Beim besten Einkommensfünftel nur 16 Prozent - Bank Austria: "Fiskalischer Ausgleich muss zielgerichtet sein"

Von der hohen Inflation sind einkommensschwächere Menschen viel stärker betroffen, weil bei ihnen die lebensnotwendigen Lebenshaltungskosten einen ungleich höheren Anteil ausmachen. Das haben am Montag Fachleute der Bank Austria vorgerechnet. Deshalb sollte ein fiskalischer Ausgleich zur Abfederung zielgerichtet auf die besonders Betroffenen und dabei ausschließlich auf tatsächlich notwendige Lebenshaltungskosten ausgerichtet sein, so Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Belastungsfaktor Lebenshaltungskosten

Der Anteil an den Haushaltsausgaben für die notwendigen Lebenshaltungskosten (Haushaltsenergie, Miete, Lebensmittel) sei beim untersten Einkommensfünftel mit rund 32 Prozent doppelt so hoch wie im obersten Einkommensfünftel mit etwa 16 Prozent. Dabei unterscheidet sich der Anteil für Nahrungsmittel mit 14,2 gegenüber 10,7 Prozent kaum - bei Haushaltsenergie sind es 5,5 versus 3,3 Prozent, bei den gezahlten Wohnungsmitteln aber 12,5 gegenüber 2,2 Prozent, jeweils auf Basis von Daten von 2020.

Im Schnitt macht der Anteil der essenziellen Lebenshaltungskosten in Österreich knapp 22 Prozent der Haushaltsausgaben aus. Damit ergibt sich laut Bank Austria aktuell ein Einfluss dieser Kategorien auf die Gesamtinflation, der mit 24,5 Prozent etwas über dem Durchschnitt liegt. Während für das oberste Fünftel der Haushalte die notwendigen Lebenshaltungskosten nur für etwa 20 Prozent der individuellen Gesamtinflation verantwortlich seien, liege dieser Anteil im untersten Einkommensbereich bei fast 30 Prozent.

"Die höhere Belastung für einkommensschwache Haushalte ergibt sich nicht nur durch die vergleichsweise höhere Ausgabenkonzentration auf notwendige Lebenshaltungskosten, sondern auch durch das absolut niedrigere Haushaltseinkommen", so Ökonom Walter Pudschedl. Die untersten Einkommensgruppen hätten kaum Ersparnisse, so dass der starke Preisanstieg der Lebenshaltungskosten nicht durch Reserven ausgeglichen werden könne, sondern direkt den Konsum einschränke.

Nicht in die "notwendigen Lebenshaltungskosten" inkludieren die Fachleute der Bank Austria freilich die Ausgaben für Sprit für den Betrieb privater Verkehrsmittel. Denn dafür stünden in den meisten Fällen Alternativen durch den öffentlichen Verkehr zur Verfügung, während der Konsum von Nahrungsmitteln oder Wohnenergie bzw. Mietkosten alternativlos sei.

Zudem nehme der Anteil der Ausgaben für private Verkehrsmittel an den gesamten Haushaltsausgaben mit steigendem Einkommen überproportional stark zu. Dieser Anteil betrage im untersten Einkommensfünftel nur 5 Prozent, während im obersten Fünftel der Anteil mit rund 8 Prozent um über die Hälfte höher sei. Der starke Anstieg der Spritpreise belaste einkommensstarke Haushalte, die oft mehrere Pkw mit höherer Leistung und Spritverbrauch besitzen, deutlich stärker als einkommensschwache, die oft gar kein Auto hätten. Die Spritpreis-Belastung treffe so vor allem Haushalte mit einer hohen Sparquote, die ohne Konsumeinschränkung den Kostenanstieg über Rücklagen ausgleichen könnten.

Wegen der unterschiedlichen Ausgabenanteile für die stark steigenden Lebenshaltungskosten und der unterschiedlichen Konsumneigung, die vor allem bei Niedrigeinkommensbeziehern hoch sei, folge, dass fiskalpolitische Maßnahmen zur Minderung der steigenden Lebenshaltungskosten auf die niedrigsten Einkommensgruppen und ausschließlich auf tatsächlich notwendige Lebenshaltungskosten ausgerichtet sein sollten - nicht nur aus Gründen der Fairness, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen.

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