Außer Zweifel steht: Die „bodengebundene Luftabwehrtruppe“ muss modernisiert werden – und zwar völlig unabhängig vom Konflikt in der Ukraine. Denn wesentliche Systeme wie die 35-mm-Zwillingsfliegerabwehrkanone sind bereits 2025 an ihrem Lebensende, sofern keine Investitionen passieren. Hinzu kommt: Abgesehen vom Zustand der Waffen sind selbige nur für einen begrenzten Radius einsetzbar.
Ballistische Raketen
So können mit den erwähnten Kanonen und dem Mistral-Raketensystem wichtige Objekte wie Flughäfen zwar geschützt werden. "Der Einsatzrahmen beschränkt sich aber auf etwa fünf Kilometer“, sagt Brigadier Reinhard Kraft, Kommandant der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule des Bundesheeres. Nachsatz: "Eine Abwehr von Marschflugkörpern oder ballistischen Raketen ist damit de facto unmöglich.“
Warum? Die Zwillingskanonen müssten eine Rakete sprichwörtlich auf den letzten Metern direkt treffen – selbst bei leistungsstarken Radarsystemen ein schwieriges Unterfangen. Ähnliches gilt für Marschflugkörper. Im Unterschied zu ballistischen Raketen, die vom Prinzip her wie Kanonenkugeln auf einer berechenbaren Kurve ins Ziel fliegen, sind Marschflugkörper "klüger“: Sie manövrieren selbstständig in niedriger Höhe und suchen so ins Ziel.
Was also tun? Brigadier Kraft will der Politik keine klugen Ratschläge geben. Eines steht für den General aber außer Frage: "Einen eigenen Raketenschild zu entwickeln, wäre für Österreich eine vermutlich zu große Aufgabe.“
Man kann sich die Sache so vorstellen: Für jede Distanz – von kleinen Drohnen, die nur wenige Kilometer weit fliegen, bis hin zu Langstreckenraketen, die zum Teil im Weltall unterwegs sind – müsste man spezifische Abwehrsysteme beschaffen, die am Ende zusammenpassen. Für ein kleines Land wie Österreich ist das budgetär kaum darstellbar. Denk- und machbar wäre ein Raketenabwehrschild im europäischen Verbund, bei dem bewährte Systeme wie die "Patriot“-Rakete zum Zug kommen könnten.
Eurofighter
Und letztlich müssen auch die verwendeten Kampfjets zu den Raketen-Abwehrsystemen passen. Denn bei der Abwehr von Drohnen, die teils so groß wie Flugzeuge sind, gelten Jets wie die Eurofighter als taugliches Mittel des Schutzes. Für Ressortchefin Tanner ist hier mittlerweile fast alles möglich. Sie schloss zuletzt nicht einmal mehr aus, dass die Eurofighter eingemottet und von anderen, kostengünstigeren Jets abgelöst werden.
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