Dornauer: "Sexismus entsteht beim Empfänger"

Dornauer: "Sexismus entsteht beim Empfänger"
Der designierte Tiroler SPÖ-Chef bekam im Parteivorstand das Vertrauen - allerdings mit vier Gegenstimmen.

Es kommt eher selten vor, dass ein SPÖ-Politiker aus dem Westen des Landes, der noch dazu nicht in Regierungsverantwortung ist, österreichweit Schlagzeilen produziert. Georg Dornauer ist dies gelungen. Sein im Vorfeld des SPÖ-Bundesparteitags bekannt gewordener Sexismus-Sager („Ich will mir die Landesrätin nicht in der Horizontalen vorstellen“) führte zu heftigen Turbulenzen vor der Wahl von Pamela Rendi-Wagner als neue SPÖ-Chefin.

Montagabend musste der 35-Jährige im Landesparteivorstand – zwei Wochen nachdem dieser ihn zum designierten Tiroler Parteiobmann bestellt hatte – bereits die Vertrauensfrage stellen. Nationalrätin Selma Yildirim, Vorsitzende der Tiroler SPÖ-Frauen, hatte bereits vor der Sitzung angekündigt, Dornauer das Vertrauen zu entziehen. Sie rechnete aber damit, dass Dornauer erneut eine Mehrheit bekommen würde – und behielt recht.

Selbstkritik

13 Mitglieder des Landesparteivorstandes sprachen ihm in der geheimen Abstimmung das Vertrauen aus, 4 entzogen es ihm. Dornauer will sich demnächst persönlich bei Landesrätin Gabi Fischer (Grüne) für die „zugegeben flapsig formulierte Aussage“ entschuldigen. Er sei „missverstanden“ worden. „Sexismus entsteht beim Empfänger“, sagte Dornauer.

Im ersten Anlauf vor zwei Wochen, als die bisherige SPÖ-Obfrau Elisabeth Blanik ihren Rückzug verkündet hatte, wurde der Bürgermeister von Sellrain mit nur einer Gegenstimme als ihr Nachfolger vorgeschlagen.

"Für mein flapsiges Mundwerk bekannt"

Bei einer anschließenden Pressekonferenz gab sich Dornauer selbstkritisch: „Ich bin für mein flapsiges Mundwerk bekannt.“ Ihm sei aber bewusst, dass der Korridor für solche Aussagen schmaler geworden ist. Zwei Tage später veröffentlichte ein Sprecher der Tiroler ÖVP einen Mitschnitt aus einer Landtagssitzung aus der Woche vor Dornauers Bestellung.

Dort fiel der Satz, der den Tiroler bekannter machte, als ihm lieb war. Kurz darauf hagelte es Rücktrittsforderungen mehrerer ÖVP-Frauen und der SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek. Rendi-Wagner blockierte die Wahl Dornauers zu einem ihrer Stellvertreter.

Bogner-Strauß sieht Täter-Opfer-Umkehr

Kritik an der Bestätigung Dornauers übte am Dienstag ÖVP-Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß. Dadurch sei die "Hemmschwelle für Sexismus massiv gesenkt" worden. Ferner ortete die ÖVP-Politikerin in der Aussage "Sexismus entsteht beim Empfänger" einen Versuch von Täter-Opfer-Umkehr.

Daran zeige sich auch "wie wenig Einsicht" bei Dornauer vorhanden sei. Die Familienministerin sah jetzt die neue SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner in der Verantwortung. Diese müsse ein "klares Signal für und nicht gegen Frauen" setzen und in der eigenen Landespartei durchgreifen. "Die SPÖ hat mit dieser Entscheidung bedauerlicher Weise eine großen Teil glaubwürdiger Frauenpolitik verspielt", so Bogner-Strauß.

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