Heiß umfehdet – wild umstritten: Diese Zeile aus unserer Bundeshymne trifft auch auf das kleine Museum in Texing und die Person Dr. Engelbert Dollfuß zu. Wer je dieses Museum besucht hat, weiß, dass es weder ein Wallfahrtsort noch eine Huldigungsstätte ist – vielmehr eine mit Gegenständen ausgestattete „Biographie“.
Wenn man die politische Laufbahn dieses Mannes betrachtet, wird man feststellen, dass er enorm viele Neuerungen, vor allem in der Landwirtschaft, eingeführt hat. Etwa die Sozialversicherung für die Bauern und Landarbeiter, kotenlose Rechtsberatung und -vertretung über die Bauernkammer, Förderungen für Bauern, um die Erträge zu steigern und die Versorgung mit Lebensmitteln in den Städten zu sichern. Weiters die Errichtung von landwirtschaftlichen Fachschulen und Bildung von Molkereigenossenschaften. Für all diese Leistungen wurden ihm zahlreiche Ehrenbürgerschaften verliehen.
Im September 1930 wurde er Präsident der Bundesbahnen. In dieser Funktion führte er Reformen ein und halbierte in kurzer Zeit das Defizit.
Es ist beachtlich wie viel Aufmerksamkeit ein ehemaliger Bundeskanzler, dessen Regierungszeit über nur zwei Jahre ging, von denen er ein Jahr autoritär regierte, erhält.
Wer sich ernsthaft mit diesem Teil unserer Geschichte beschäftigt, wird feststellen, dass die 30er-Jahre eine extrem schwierige Zeit waren. Heute kaum vorstellbar für Menschen, die in Frieden und Wohlstande aufgewachsen sind. Wirtschaftskrise, Hunger und Not haben das Land gespalten (zerrissen). In den zwei Jahren bevor Dr. Dollfuß Kanzler wurde, sind sage und schreibe fünf Kanzler an dieser schweren Aufgabe gescheitert. Dollfuß hat die Herausforderung angenommen und all seine Bemühungen waren darauf konzentriert, das Leben der Menschen zu verbessern und Österreich als eigenständigen Staat zu erhalten. Um die Geschichte aufzuarbeiten, muss man das Ganze sehen.
Bei dem Vorwurf, er hätte auf Arbeiterwohnungen schießen lassen, vergisst man immer zu erwähnen, dass in diesen Wohnungen schwer bewaffnete Personen auf die ankommenden Polizisten geschossen haben.
Um eine seriöse, kritische Auseinandersetzung zu garantieren, muss man beide Seiten kritisch betrachten. Am 3. Oktober 1933 überlebte Dr. Dollfuß den ersten Anschlag auf sein Leben nur knapp. Er fühlte sich trotzdem verpflichtet sein Amt weiterzuführen, bis er schließlich am 25. Juli 1934 von Nationalsozialisten ermordet wurde.
Der Prozess der Neukonzeption des Museums stand unter dem Begriff „Demokratieforum“. In einer Demokratie sollte aber doch Platz sein für mehrere Meinungen. Warum spricht nach 90 Jahren Diskussion über dieses Thema niemand von Versöhnung? Versöhnung zwischen den Parteien – Versöhnung mit der Geschichte. Wichtig wäre doch, daraus zu lernen und gemachte Fehler zu vermeiden. Frieden kann nicht sein, wenn man Konflikte nicht beilegen kann. Wenn man es auch noch so möchte, lässt sich die Vergangenheit nicht ändern. Wir täten gut daran aufzupassen was heute passiert und es besser zu machen.
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