Bundesrat Dörfler: Debüt eines Wahl-Katalanen

APA12182018 - 05042013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT II - Ex-Landeshauptmann Gerhard Dörfler am Freitag, 05. April 2013, anl. seiner Angelobung im Bundesrat in Wien. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
Der Kärntner Gerhard Dörfler wurde in der Länderkammer angelobt - und dort kühl empfangen.

Eigentlich ist Gerhard Dörfler Spanier. Er mag aus Deutsch-Griffen kommen, er mag fünf Jahre Kärntner Landeshauptmann gewesen sein und das Landeswappen stets am Revers tragen. Doch im Herzen, so offenbarte der 58-Jährige am Freitag im Bundesrat, „bin ich Katalane“.

Wie das? Wie kommt er darauf? „Ich bin ein Fan des FC Barcelona. Und außerdem will ich mit meiner Frau den Jakobsweg gehen – ein Stück zumindest.“

Nun muss man wissen, es war Dörflers erste Rede als Bundesrat, und wenige Schritte entfernt saß Ramón Luis Valcárcel Siso. Der Spanier ist Präsident des Ausschusses der Regionen der EU – also eine honorige Person – und Dörfler wollte offensichtlich etwas Nettes, allenfalls Amüsantes sagen.

Die Lacher blieben aber aus, der Funke sprang nicht über, im Gegenteil: Obwohl sich Dörfler als Redner Mühe gab, weltmännisch und offen zu wirken; obwohl er über die Freundschaft zwischen Kärnten, Italien und Kroatien referierte, gaben sich die Kollegen aus der Länderkammer vergleichsweise undiszipliniert – es wurde ständig getuschelt. Manch Bundesrat plauderte lieber mit dem Sitznachbarn, als dem frisch angelobten Parlamentarier Dörfler zu lauschen. „Der red' si a die Wöd schen“, urteilte eine ÖVP-Bundesrätin über den Auftritt des Kärntners.

Und als der frühere Landeshauptmann forderte, Europa müsse stärker auf die Industrie setzen, ätzte ein anderer: „Dafür hätt’ er in Kärnten jetzt lange Zeit gehabt!“

Gerhard Dörfler will all das nicht bemerkt haben. „Man ist mir freundlich begegnet“, sagt er nach der Premiere. Ganz will man ihm nicht glauben. Natürlich weiß er, woher der Ingrimm kommt. Vor knapp einem Jahr hat Dörfler noch gemeint, der Bundesrat gehöre „ersatzlos gestrichen“. Er hat die Länderkammer für entbehrlich befunden, um – ein paar Monate und eine Wahlniederlage später – darin zu sitzen. So macht man sich im Bundesrat keine Freunde.

Verteidigung

Gabi Burgstaller hat das lange vor mir gefordert. Der Unterschied ist nur: Wenn es von der Gabi kommt, regt das niemanden auf, wenn ich das sage, schon“, verteidigt sich der Kärntner, wohlwissend, dass er hier das Wesentliche auslässt. Im Unterschied zu ihm hat Burgstaller keine Ambitionen, in die Länderkammer zu wechseln.

Aber für Dörfler ist das Thema ohnehin erledigt. Er will sich zurückhalten. „Ich bin in einer Phase des Lernens“, sagt er. Und dazu gehört, dass er sich mit „g’scheiten Ratschlägen“ zur Reform des Bundesrates zurückhält. Vorerst zumindest.

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