Digitaler Studierendenausweis soll kommen

Digitaler Studierendenausweis soll kommen
Österreichs Unis sollen digitaler werden. Dafür haben Bildungsminister Martin Polaschek und Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck erste Punkte vorgestellt

Die Corona-Pandemie hat den Mangel an Digitalität auf Unis und in Schulen schmerzlich sichtbar gemacht.  Das reicht von Fehlen digitaler Infrastrukturen, der neuen Ausgestaltung der Lehrinhalte bis mangelnde Digital-Kenntnissen des Lehrpersonals. Jetzt wollen Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und Bildungsministerium Martin Polaschek diese Lücken schließen und die Unis für die Gegenwart fit machen. 

Digitale Strategie 

Bis Herbst 2022 soll vom Ministerium und den Vertretern aller 22 öffentlichen Universitäten eine Digitalstrategie der Unis bis 2030 entwickelt werden. Die Digitalstrategie ist Teil des digitalen Aktionsplans des Digitalisierungsministeriums von Margarete Schramböck. Dafür werden mit den Vertretern der 22 öffentlichen Hochschulen drei Dialogforen in Graz, Innsbruck und Wien eingerichtet. Im Herbst soll die Strategie dann präsentiert werden.

Am Montag präsentieren Schramböck und Polaschek bereits erste mögliche Thesen, welche Inhalte die digitale Strategie der Unis enthalten wird. Diskutiert werden etwa die Weiterführung und Modalitäten digitaler Prüfungen, wie sie bereits in den Corona-Semestern an den Unis teilweise möglich waren; die Verankerung der Digitalisierung in den Studien- und auch Lehrplänen, die Weiterführung des “Blended Learnings”, also die Option, an Lehrveranstaltungen zumindest teilweise digital teilzunehmen oder auch das zeitversetzte Nachschauen von Vorlesungen. 

Polaschek betont in diesem Zusammenhang, dass die digitale Lehre immer nur eine Ergänzung zur Präsenzlehre ist, aber diese nie vollständig ersetzen wird. Vorstellbarsein könne auch die Möglichkeit des ortsunabhängige Lernens und damit an einzelnen Lehrveranstaltungen im Ausland digital teilnehmen zu können.  “Eine Studentin wäre damit in der Lage, nach einer Vorlesung in Wien auch an einer digitalen Lehrveranstaltung in Schweden teilzunehmen”, nennt Polaschek ein Beispiel. In der Praxis sieht Polaschek allerdings Grenzen, etwa beim Streaming von Vorlesungen. "Die digitale Lehre kann immer nur eine Erweiterung sein, kein Ersatz für die Präsenz.  Bei der großen Zahl an Lehrveranstaltungen sei das auch eine Kostenfrage, bei Formaten wie Seminaren kämen didaktische Probleme dazu. 

Im Bereich der Forschung betrifft das den digitalen Austausch von Forschungsdaten und die gemeinsame, ortsunabhängige Nutzung von digitaler Forschungsinfrastruktur, so Polaschek.

Ein weiterer konkreter Diskussionspunkt ist auch der digitale Studierendenausweis, der neben dem digitalen E-Ausweis für alle Österreicher und Österreicherinnen vor allem der Digitalisierungsministerin Schramböck ein Anliegen ist. Dadurch soll die Bürokratie für Studierende in Europa erleichtert werden. Mit dem E-Ausweis sollen sich Maturanten einfach an jeder Uni in Europa inskribieren können und die Zeugnisse digital übermitteln können.

Nicht nur positiv

Die Corona-Pandemie habe der Digitalisierung der Unis freilich nicht nur einen „Boost“ gegeben, wie Claudia Von der Linden vom Forum Digitalisierung der Universitätenkonferenz (uniko) einräumte. Sie habe auch gewisse Widerstände an den Unis verstärkt - etwa wenn punkto digitaler Lehre vor einer Umstellung auf Fernuniversitäten gewarnt wird. Hier sei es wichtig, für die Betroffenen den Nutzen herauszuarbeiten.

Gleichzeitig seien durch Corona Erwartungen bei den Studierenden geweckt worden, was digitale Lehrangebote betrifft, durch die etwa Studium und Arbeit leichter vereinbar sind. An ihrer Uni habe man darauf reagiert, indem in der Satzung den Lehrenden freigestellt wurde, wie viel Prozent einer Lehrveranstaltung sie digital abhalten wollen, so die Vizerektorin für Digitalisierung an der Technischen Uni (TU) Graz.

40 Millionen für Projekte

Ein zweiter Punkt, wie das Bildungsministerium die Digitalisierung an den Unis vorantreiben will, ist die Ausschreibung “Digitale Infrastruktur”.  Dafür wird vom Bildungsministerium aus dem Universitätsbudget 40 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Ein Teil davon soll aus EU-Geldern finanziert werden.

Von Juni bis September 2022 können Digitalisierungsprojekte für die Unis eingereicht werden. Im Jänner 2023 werden die Gewinnerprojekte präsentiert und im Laufe des ersten Halbjahres umgesetzt. Als Beispiel nennt Polaschek Supercomputer. 

“Kein System wie in China”

“Die Pandemie hat einen Tsunami der Digitalisierung ausgelöst”, deswegen muss Österreich mithalten. Der Aktionsplan Digitalisierung soll ressortübergreifend die Digitalisierung Österreichs ermöglichen. Es sei sozial und ethisch wichtig, dass Europa voranschreitet und die Standards in der Digitalisierung setzt, und nicht China oder die USA”, sagt Schramböck am Montag vor Journalisten. “Wir wollen kein System wie in China, wo Menschen überwacht werden. Datenschutz muss an oberster Stelle stehen”, so Schramböck.

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