Deutschland dürfte Flüchtlingszüge bald bremsen
Österreich war in den vergangenen Monaten – vor allem wegen der Aufnahmebereitschaft Deutschlands – für die meisten Flüchtlinge nur ein Transit-, nicht aber das Zielland. Laut Zahlen aus Regierungskreisen, die dem KURIER vorliegen, sind allein im September 180.000 Menschen an Österreichs Grenzen angekommen. Weniger als fünf Prozent von ihnen haben aber hierzulande einen Asylantrag gestellt. Die Zahl der Anträge liegt seit Juni konstant zwischen 7500 und 8500 pro Monat.
Das könnte sich schlagartig ändern, sollte Deutschland die Grenzen dicht(er) machen – und die Flüchtlingszüge aus Salzburg stoppen.
Gerüchte, dass dies bald der Fall sein könnte, waren am Wochenende aufgetaucht. Ein Sprecher des deutschen Innenministeriums dementiert gegenüber dem KURIER zwar konkrete Pläne. Gleichzeitig verweist man im Berliner Innenressort darauf, dass die Vereinbarung zwischen Österreich und Deutschland zu den Sonderzügen zwar um einige Tage verlängert wurde – aber von vornherein zeitlich begrenzt war. Stadt und Land Salzburg bereiten sich jetzt aber auf den Ernstfall vor.
"Zwischenpuffer"
Die Infrastruktur beim alten Zollamtsgebäude unmittelbar vor dem Grenzübergang zu Freilassing wird ausgebaut. Beheizte Zelte und zusätzliche Sanitäranlagen sollen die Kapazität von derzeit 160 Plätzen auf bis zu 400 erhöhen. "Wir müssen alle Ressourcen hochfahren, um das bewältigen zu können", sagt Norbert Altenhofer, Stabsleiter des Katastrophenschutzes des Landes Salzburg. Unterstützt wird Altenhofer von Klaus Hinterberger von der Stadt Salzburg. "Wir benötigen Reservekapazitäten, falls die Abwicklung der Flüchtlingsströme über die Bahn nicht mehr möglich ist", so Hinterberger. Um Platz zu schaffen, wurden die Lkw-Kontrollen des Zolls in die Nähe des Flughafens verlegt.
Die ehemalige Autobahnmeisterei zwischen Hauptbahnhof und Grenze, die rund 500 Plätze bietet, müsse attraktiver und zu einem "Zwischenpuffer" werden, sagt Hinterberger: "Wir arbeiten an einem System, um einen geordneten Grenzübertritt zu ermöglichen und so die Leute zum Bleiben zu bewegen."
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