Zum koalitionären Zwist führt aber nicht die verfehlte Kommunikationsstrategie. Sondern die aus Sicht der Studienautorin und der Grünen beschränkten Konsequenzen, die Polaschek aus der Studie zieht. Er kündigte zwar an, die Deutschförderstunden von 20 auf 24 Stunden pro Woche und um zehn Millionen Euro aufzustocken. Andere Kernforderungen der Erhebung wurden aber bis dato ignoriert: etwa die nach einer Weiterentwicklung des umstrittenen Sprachtests MIKA-D, der Flexibilisierung bei der Umsetzung der Sprachförderung und dem Wunsch der Sprachlehrer mitzuentscheiden, welches Kind welche Forderung braucht.
"Wissenschaftsminister hört nicht auf Wissenschaft"
„Wir verstehen nicht, wieso ein Wissenschaftsminister nicht auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse hört. Wir wollen evidenzbasiert arbeiten, nicht ideologisch oder parteitaktisch“, sagt die grüne Bildungssprecherin Sibylle Hamann.
Im KURIER-Interview erklärt Polaschek, weitere Maßnahmen, etwa die Weiterentwicklung des MIKA-D, „überprüfen“ zu wollen.
Allerdings sei die Studie „unter Rahmenbedingungen erstellt worden, die heute nicht mehr der Realität entsprechen. Die Studie berücksichtigt nicht, dass wir durch fast 13.000 Menschen aus der Ukraine und durch eine Asylwelle viel mehr junge Menschen an den Schulen haben.“
Die Studienautorin Spiel sieht das anders: „Die Befragung erfolgte im Frühjahr 2022. Warum sollten sich die Aussagen der Schulleitungen und Lehrpersonen zur Deutschförderung in nur wenigen Monaten verändert haben? Außerdem haben wir nach einer allgemeinen Bewertung der Deutschförderung gefragt.“ Für Grüne und Spiel nimmt Polaschek die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die Evaluierung nicht ernst.
Das könnte politische Folgen haben: „Wir haben uns im Regierungsübereinkommen gemeinsam darauf verständigt, dass die Deutschförderklassen verbessert werden müssen, und dass man das auf Basis der Evaluationsstudie machen wird. Bisher waren wir da wirklich konstruktiv und konsensuell unterwegs. Dass Polaschek jetzt von diesem Weg abweicht, hat mich überrascht. Immerhin haben wir ja noch einige große gemeinsame Projekte vor", sagt Hamann.
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