Klimek zu Frühwarnsystem an Schulen: "Bester Stufenplan bringt nichts, wenn wir ihn zu spät aktivieren"

Klimek zu Frühwarnsystem an Schulen: "Bester Stufenplan bringt nichts, wenn wir ihn zu spät aktivieren"
"Sicherheitsphase" sollte Überblick bringen - Abwasseranalysen "mittlerweile bewährt". Quarantänen könnten stark ansteigen.

Eine "gute Balance" zwischen anfänglich flächendeckenden Testungen und dann einem System mit Abwasseranalysen und PCR-Tests an 300 ausgewählten Schulen ortet der Komplexitätsforscher Peter Klimek im neuen Covid-Schulsicherheitsplan. Hier sei ein Kompromiss gelungen, dessen Erfolg aber stark davon abhänge, ab welchen Schwellenwerten man regional Maßnahmen setze. Es stelle sich auch die Frage, wie viele Quarantänen der Schulstart mit sich bringt, so der Forscher zur APA.

Die geplanten nahezu flächendeckenden Abwasseranalysen hätten sich zur regionalen Abschätzung des Infektionsgeschehens "mittlerweile bewährt", sagte Klimek. Da in dem am Mittwoch präsentierten Konzept noch nicht klar ist, wie mit Testungen an Schulen mittelfristig verfahren wird, helfe diese Art des Überblicks vermutlich. Trotzdem sei dies "nur eine indirekte Messung", mit der "man in Großen und Ganzen gut aufgestellt ist, weil man auch unabhängig von Testgeschehen ist", betonte Klimek.

Insgesamt bedürfe es eines Lerneffekts, um über die Zeit die Daten aus den Kläranlagen mit jenen der über alle Regionen verteilten "Sentinel" (Wächter)-Schulen zu interpretieren. Er hoffe, dass diese Schiene dann rasch und zielgenau im Herbst etabliert wird. Dass es so ein Monitoring-Programm gibt, sei begrüßenswert.

Schwellenwerte entscheidend

"Das große Thema, das hier natürlich ausgespart wurde, ist, wo die Schwellenwerte liegen", so der Wissenschafter: "Der beste Stufenplan bringt nichts, wenn wir ihn zu spät aktivieren." Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hatte die Ausarbeitung der entsprechenden Werte, ab denen regional Maßnahmen gesetzt werden, bei der Präsentation als "unsere Hausaufgabe für den August" bezeichnet. Das kann der Forscher vom Complexity Science Hub Vienna (CSH) und der Medizinischen Universität Wien nachvollziehen, denn niemand könne aktuell eine Prognose abgeben, welche Infektionszahlen man im September hat.

Diese Schwellenwerte sinnvoll zu definieren, sei nicht trivial, so der Wissenschafter, der auch Teil des Covid-Prognose-Konsortiums ist. Die zweiwöchige "Sicherheitsphase", in der alle Schüler dreimal testen und abseits der Klasse Maske tragen, sollte aber eine erste Einschätzung zum Geschehen an den Schulen ermöglichen.

Klar sei, dass all das nur mit einem funktionierenden Kontaktnachverfolgungssystem gelingen kann, meinte Klimek. Lasse man ein gewisses Infektionsgeschehen an Schulen zu, stelle sich auch die Frage, wie viele Schüler, Eltern, Geschwister, Großeltern und auch Pädagogen dann im Fall der Fälle in Quarantäne gehen.

Komme man in jüngeren Altersgruppen in hohe Infektionsgefilde mit größeren Schulclustern, könne das durchaus zu relativ vielen Personen in Isolierung führen, so Klimek: "Es könnte sein, dass wir dann zwar nicht die Schulen schließen, aber trotzdem viele Kinder zuhause in Quarantäne sitzen."

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