Natürlich spielt die Topografie eine Rolle, es gibt wenig Ballungsraum. Etwas Glück mischt sich auch dazu, Ballermann-Zonen gibt es in Kärntens Skiregionen nicht.
Auch der Landeshauptmann hat sein Scherflein beigetragen. Mit seinen guten Kontakten zu den krisengebeutelten Nachbarregionen in Italien waren die Kärntner Behörden frühzeitig gewarnt. „Zwei Wochen, bevor wir den ersten bestätigten Infizierten in Kärnten hatten, haben wir bereits den Krisenstab gebildet und Maßnahmen vorbereitet“, sagt der Chef des Krisenstabs, Günther Wurzer. Die Gesundheitsbehörden wurden personell aufgestockt, die Amtsärzte angewiesen, beim Isolieren möglicher Infizierter eher zu streng als zu locker zu sein.
„Wichtig war das rasche Aufspüren von Infektionsherden und konsequentes Handeln, um ein Ausbreiten des Virus wirkungsvoll zu unterbinden“, sagt Wurzer. In Kärnten gab es am Beginn der Krise drei solcher Hotspots, und das Land hat alle drei rechtzeitig aufgespürt und ausgetrocknet.
Fall 1 war eine Krankenhausangestellte, die in Ischgl Skifahren war. Bis sie merkte, dass sie sich infiziert hatte, hatte sie direkt und indirekt 150 Personen angesteckt. Wie das geht? Sie hatte Geburtstag, ihr Mann hatte Geburtstag, zwei Partys binnen zehn Tagen. Ein kontaktreicher Beruf und ein kontaktreiches Hobby taten ein Übriges.
Fall 2 war ein Begräbnis mit Leichenschmaus. Fall 3 ein Frauenchor mit Messe.
Anders als andere Bundesländer bat Kaiser die Polizei um Unterstützung. Mithilfe der geübten Ermittlerfragen werden die Kontakte von infizierten Personen rekonstruiert. Diese Kontaktpersonen werden dann von den Amtsärzten in Isolation geschickt, bis klar ist, ob auch sie infiziert sind.
Ob Gottesdienste, Schulen oder Pflegeheime – in penibler Kleinarbeit überwacht der Krisenstab alle Lebensbereiche. In Altenheimen verhängte Kärnten sehr früh ein Besuchsverbot. „Bis heute gibt es bei uns keinen einzigen Infizierten in Altenheimen“, sagt Wurzer.
Dienstag, 12. Mai. Auf dem Tisch des Krisenstabs liegt ein Spezialfall: Bauern, deren Almen ins Nachbarland hineinreichen, dürften nicht zu ihrem Vieh. Kaiser und sein friulanischer Kollege erledigen die Sache informell – die Tiere dürfen besucht werden.
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