Die Erwartungen an die COP, wie Klimakonferenzen auch genannt werden (Conference of the parties), sind sehr gering. Das hat vor allem damit zu tun, dass harte Themen verhandelt werden: Wird es neue, schärfere Klimaziele der Staaten geben? Wird der reiche Norden ausreichend Geld für eine grüne Transformation des Südens bereitstellen? Und werden unwiederbringliche Schäden, die durch die Klimakrise bereits verursacht wurden, finanziell kompensiert?
Ist die Klimakrise wirklich so dramatisch?
Das Klima hat sich bereits geändert, das ist kein medialer Hype. Unter den 25 wärmsten Jahren der 255-jährigen Messgeschichte Österreichs liegen bereits 18 Jahre, die seit den 2000er-Jahren auftraten (Rekordjahre waren bisher 2014, 2015, 2018, 2019, 2020). Weltweit hat sich die Wahrscheinlichkeit von extremen Niederschlägen um 30 Prozent erhöht, die Wahrscheinlichkeit von Dürre um 70 Prozent. Die Erderwärmung hat bereits 1,15 °C zum vorindustriellen Wert erreicht, und da Treibhausgase unvermindert ausgestoßen werden, wird sie weiter beschleunigt. Die Ozeane nehmen immer mehr CO2 auf und der pH-Wert sinkt (Versauerung). Das letzte Mal, als die globalen Temperaturen um 2,5 °C höher lagen, war vor mehr als drei Millionen Jahren.
Kann sich noch herausstellen, dass das alles Unsinn ist und die Wissenschaft irrt?
Leider ist die Antwort Nein. Es gibt längst absolute wissenschaftliche Gewissheit, dass sich die Erde durch die von Menschen verursachten Treibhausgase in nie da gewesener Geschwindigkeit erwärmt.
Ist bei der Klimakrise nicht eh schon alles viel zu spät?
Selbst wenn ab morgen keine Treibhausgase mehr ausgestoßen werden, würde die Erwärmung noch einige Jahrzehnte voranschreiten, sie würde aber gebremst. Das Ziel der Klimakonferenzen ist, die Erwärmung deutlich unter 2 °C und möglichst bei 1,5 °C bis Ende dieses Jahrhunderts zu halten, damit die Auswirkungen irgendwie beherrschbar bleiben. Derzeit sind wir auf Kurs deutlich über 2 °C, und das auch nur, wenn die Klimaschutz-Versprechen der Staaten eingehalten werden. Bleibt der Treibhausgas-Ausstoß wie bisher ungebremst, hält die Wissenschaft auch eine Erwärmung bis 2300 von 10 °C und mehr für möglich.
Ist es nicht egal, was wir Österreicher beim Klima machen?
Österreich ist nur für 0,2 Prozent der weltweiten Treibhausgase direkt (ohne importierte Konsumgüter) verantwortlich. Zu glauben, dieser Anteil wäre vernachlässigbar, ist falsch. Genau so gut könnten die Bürger sagen, ihr Steueranteil am Bundesbudget sei vernachlässigbar gering, daher müssen keine gezahlt werden. Das gilt auch für die Klimabilanz.
Haben UNO-Konferenzen denn bei einem Umweltthema schon einmal ein gutes Ergebnis gebracht?
Beim Ozonloch wurden Fluorkohlenwasserstoffe (FCKW) als Verursacher erkannt und Ende der 1980er-Jahre schrittweise verboten. Gegen den sauren Regen wurde das Genfer Luftreinhalteabkommen verabschiedet und so fossile Kraftwerke und Treibstoffe entschwefelt.
Wie viel Zeit haben wir noch, um zu handeln?
Keine, daran besteht aus wissenschaftlicher Sicht kein Zweifel. Die Frage ist nur, wie schnell und radikal Maßnahmen gesetzt werden, damit die Erderwärmung nicht um 2°C, 3 °C, 4°C oder mehr ansteigt.
Was wäre denn alles zu tun?
Die Antwort ist einfach und unendlich schwierig zugleich. Alle Volkswirtschaften müssen auf fossile Brennstoffe verzichten und Maßnahmen setzen, um das überschüssige CO2 der Atmosphäre wieder zu binden, etwa durch Aufforstung, und den globalen Süden bei der Klimawende unterstützen.
Welche wesentlichen Entscheidungen liegen bei der Politik?
Wir, der „Globale Norden“, also die Industriestaaten werden unsere Volkswirtschaften so rasch wie möglich dekarbonisieren müssen, beim Heizen, bei der Mobilität, in der Produktion und Industrie. Das ist allen Staatenlenkern längst bewusst, etwa als Ex-Kanzler Kurz erklärte, Österreich werde bis 2040 „klimaneutral“. Nur sind die Widerstände und Fähigkeiten der fossilen Wirtschaft, das zu verzögern bis verhindern, offenbar schwer unterschätzt worden.
Wer verhindert Lösungen?
Die Klimawende bei Mobilität, Wärme-, Stromerzeugung und Industrie wird Verlierer hervorbringen. Bis jetzt konnten sie sich erfolgreich wehren.
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