Pilnaceks Smartwatch: 206 Nachrichten und "auffällige Vitaldaten"

TIROL: PROZESS / IBIZA U-AUSSCHUSS GEGEN OSTA JOHANN FUCHS: PILNACEK
Nach einer Weisung müssen die Daten auf der Uhr, die Pilnacek bei seinem Tod trug, "ergänzend ausgewertet" werden. Die WKStA ist zuvor schon fündig geworden.

Die Staatsanwaltschaft Krems prüft nach einer Weisung der Oberstaatsanwaltschaft (OStA) seit April, ob sie rund um den Todesfall Christian Pilnacek doch noch Ermittlungen einleiten muss. Wie der KURIER erfuhr, gab es noch eine weitere Weisung – und zwar am 11. Juni 2025.

Darin wird den Kremsern aufgetragen, eine „ergänzende Auswertung“ von Pilnaceks Smartwatch zu veranlassen. Konkret geht es um Daten, die eine „Rekonstruktion von Bewegungen und Vitalfunktionen ermöglichen“.

Pilnacek wurde am 19. Oktober 2023 als Geisterfahrer aus dem Verkehr gezogen und dann von Freundin Anna P. nach Rossatz, NÖ, gebracht, wo diese mit Karin W. wohnte. 

Spätnachts verließ er das Haus – ohne Handy, aber mit Smartwatch am Handgelenk. In den Morgenstunden wurde er tot in einem Seitenarm der Donau entdeckt. Die Daten, die nun ausgewertet werden sollen, beziehen sich auf genau diesen Zeitraum.

Spannend ist der Auftrag der OStA deshalb, weil die Kremser die Daten der Smartwatch ja bei ihren ursprünglichen Ermittlungen zum Todesfall schon hatten – aber offenbar nicht in der Lage waren, Relevantes darauf zu finden. Im März 2024 wurden die Ermittlungen rund um den Todesfall eingestellt, weil keine Hinweise auf ein Fremdverschulden festgestellt wurden.

IT-Experten wurden fündig

Im Sommer 2024 hat sich dann die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) die Smartwatch-Daten besorgt. Bei ihr lief da gerade ein Verfahren wegen Amtsmissbrauchs gegen Kripo-Beamte; ein weiteres gegen „unbekannte Täter“ wegen möglicher Interventionsversuche bei Pilnacek, als er Justiz-Sektionschef war, läuft noch.

Die WKStA beauftragte IT-Experten der Justiz mit der Auswertung – und die schafften es, 206 Nachrichten wiederherzustellen, die zwischen Smartwatch und Handy synchronisiert waren. 

Und zwar aus dem Zeitraum 14. Mai bis 19. Oktober 2023 um 23.44 Uhr – also ist auch die Zeit umfasst, in der Pilnacek (wie Anna P. und Karin W. aussagten), „wie wild am Handy herumgetippt“ habe, bevor er das Haus verließ. 

Art und Inhalt der Nachrichten sind nicht bekannt. Erwähnt wird die Auswertung der Smartwatch in der Begründung zur Einstellung des Verfahrens wegen Amtsmissbrauchs, die Mitte Mai in der Ediktedatei veröffentlicht wurde; ein Ergebnis aber nicht. Wohl, weil die Chats da nicht relevant waren. 

Ob sie für die Kremser Staatsanwaltschaft zur Prüfung der Todesumstände relevant sind, ist offen. Bis vor Kurzem waren sie laut KURIER-Informationen jedenfalls nicht im Akt. 

Gesundheitsdaten

Ein weiterer Punkt im Bericht der IT-Experten war bis dato nicht bekannt: Festgestellt wurden „Auffälligkeiten bei den Vitaldaten“, zu denen aber keine weiteren Schlüsse gezogen werden konnten. 

Offenbar seien viele Daten in Datenbanken vorhanden, „welche dazu dienen können, die letzten Stunden des Mag. Pilnacek genauer zu erörtern“, darunter „Herz-, Handgelenksbewegungs- und sonstige Events“, schreiben die IT-Experten. Am zielführendsten sei es, an den Hersteller der Smartwatch heranzutreten, um eine genaue Beschreibung zu erhalten. 

Diesen Bericht hat die Kremser Staatsanwaltschaft am Wege der Amtshilfe im Mai von der WKStA erhalten. In der Weisung vom 11. Juni schreibt die OStA nun, dass die Kremser eine ergänzende Auswertung nun selbst erwirken sollen – ohne WKStA. 

Sicherstellung des Privatgutachtens

In der ursprünglichen Weisung der OStA vom 22. April waren die Kremser aufgefordert worden, jene drei Gutachten zu besorgen, die Peter Pilz in seinem Buch „Der Tod des Sektionschefs“ heranzieht und darauf seine Theorie eines Mordkomplotts aufbaut.

Wie der KURIER am Montag berichtete, wollte der Innsbrucker Gerichtsmediziner Stefano Longato sein Privatgutachten nicht herausgeben. Eine Sicherstellungsanordnung bekämpft er jetzt vor Gericht. Die OStA regte in ihrer Weisung vom 11. Juni an, es etwaig auch bei Buchautor Pilz mit einer Sicherstellungsanordnung zu versuchen.

 

Anmerkung: Dieser Bericht wurde um 20.50 Uhr um weitere Details aus dem Bericht der IT-Experten ergänzt. 

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