BZÖ kickt Stadler aus Partei

Bild aus besseren Tagen: Grosz, Stadler
Auch Petzner wurde eliminiert, Gerald Grosz als designierter Bündnis-Obmann.

Im Leben kommt es bekanntlich oft anders als man denkt. So erging es am Donnerstag auch Ewald Stadler. Vormittags hatte der BZÖ-EU-Mandatar noch laut darüber nachgedacht, dass er sich als neuer Bündnis-Obmann zur Verfügung stellen könnte. Am Abend wurde der gebürtige Vorarlberger hingegen aus der Partei gekickt. Der designierte BZÖ-Chef heißt Gerald Grosz (36).

Wie kam es zu dieser überraschenden Wende? Nach dem mickrigen Wahlergebnis – die Orangen flogen bekanntlich aus dem Parlament – und dem Rücktritt von Spitzenkandidat Josef Bucher stand das „Bündnis Zukunft Österreich“ führungslos da. In einer Krisensitzung in Wien wurde am Abend darüber debattiert, wie es weitergehen soll.

Schon Stunden zuvor hatten der steirische BZÖ-Boss Gerald Grosz und Ewald Stadler miteinander telefoniert. „Er wollte, dass ich ihn unterstütze. Ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht mache – und dass ich glaube, dass er nicht die richtige Wahl als Obmann wäre“, erzählt Stadler im KURIER-Gespräch.

Die Meinung des Parteikollegen dürfte Grosz nicht beirrt haben. Beim abendlichen BZÖ-Krisentreffen wurde der Steirer von Jörg Haiders Schwester Ursula Haubner als Parteichef vorgeschlagen – und schließlich mehrheitlich gewählt. Endgültig abgesegnet werden muss die Besetzung noch bei einem Parteikonvent, der in einigen Wochen stattfinden soll.

Stadler betonte in der Sitzung, er werde unter einem BZÖ-Chef Grosz nicht mehr als Kandidat für die EU-Wahl im Mai 2014 zur Verfügung stehen. Als er dies kundgetan habe, „stellte Grosz den Antrag, dass Stefan Petzner und ich aus der Partei ausgeschlossen werden“, schildert Stadler. So geschah es auch.

Beiden wird parteischädigendes Verhalten angelastet, weil sie sich nach der Wahlschlappe kritisch zu Wort gemeldet hatten. Sie wollen den Rausschmiss aber nicht bekämpfen. „Ich werde die Ausschlusserklärung wie einen Orden am Revers tragen“, sagte Petzner. Den Kärntner BZÖ-lern empfahl er zu den Freiheitlichen zu wechseln.

„Operettendiva“

BZÖ kickt Stadler aus Partei
Der angehende Parteichef teilte auch ordentlich aus: „Wir beginnen bei der Stunde null.“ Und da müsse man sich von jenen Personen trennen, die „Politik für die Befriedigung ihrer manischen Eitelkeit“ betreiben. Er wolle sich nicht „auf den Kopf scheißen lassen“, sagte der Mandatar, der im Hohen Haus vor allem wegen der vielen Ordnungsrufe aufgefallen ist. Petzner, so Grosz, solle „die Flügelschuhe nehmen und dem Strache auf den Schoß fliegen“. Dieser werde „sicher viel Freude mit der Operettendiva haben“.

Stadler ätzte: „Das Ganze ist grotesk und an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten. Jetzt ist das BZÖ hin.“

Gerald Grosz hat nach einer parteiinternen Zerreißprobe das BZÖ übernommen. Der bisherige steirische Landesparteichef will den rechtsliberalen Kurs seines Vorgängers Josef Bucher beibehalten. Interne scharfe Kritiker - nämlich Stefan Petzner und Ewald Stadler - ließ er sogleich ausschließen. Der 36-Jährige steht wohl vor seiner größten Herausforderung, hat das Bündnis Zukunft Österreich doch bei der Nationalratswahl den Wiedereinzug in das Parlament verpasst.

Grosz kann bereits auf Karrieren in zwei Parteien - erst FPÖ, dann BZÖ - zurückblicken. Hochgedient hat er sich als Pressesprecher von Sozialminister Herbert Haupt, dessen parlamentarischer Mitarbeiter er davor war. Seine Stunde schlug bei der Spaltung der Freiheitlichen, als im BZÖ vor allem in den Ländern Personalmangel herrschte und der junge Deutschlandsberger das steirische Bündnis recht bald übernehmen konnte und zwischenzeitlich auch als Generalsekretär diente.

Sachpolitik ist die Sache des selbst ernannten "Lausers" nicht. Grosz bedient sich oft einer deftigen Sprache und reizt politische Gegner gerne bis zur Weißglut - sein Streit mit dem SPÖ-Nationalratsabgeordneten Christian Faul hatte diesen um die Funktion gebracht. Faul hatte Grosz attestiert, im Sternzeichen "Krokodil" zu sein: "Eine große 'Papp'n' und ein kleines Hirn." Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) weigert sich sogar, Grosz mit Ordnungsrufen zu versehen - "wegen Aussichtslosigkeit".

Vorbild Haider

Grosz' deklariertes Vorbild ist Jörg Haider - dessen Konterfeis mehrfach die Wände seines Grazer Bündnisbüros zieren -, ein weiteres ist Papst Johannes Paul II. Inhaltlich hat er den Schwenk unter seinem Vorgänger Josef Bucher in Richtung rechtsliberale Partei zunächst nicht mitgemacht und matchte sich etwa in der Ausländer-Frage mit den Freiheitlichen, wenngleich er sich in der Sache ein wenig gemäßigter gibt.

Grosz wurde am 15. Februar 1977 geboren, zur Schule ging er im weststeirischen Deutschlandsberg. Von 1996 bis 1999 absolvierte Grosz eine kaufmännische Lehre und arbeitete bei einer Werbefirma in Graz. Schon 1993 engagierte er sich beim RFJ. Von 1999 bis 2000 war Grosz parlamentarischer Mitarbeiter der FPÖ-Abgeordneten Beate Hartinger und Herbert Haupt.

Rückzug und Wiederkehr

In Deutschlandsberg war Grosz erst von April 2005 bis Mai 2007 Gemeinderat. Als FPÖ-Stadtparteichef war er noch in die Wahl gegangen, im Zuge der Abspaltung von den Freiheitlichen wurde Grosz der wesentliche Exponent der orangen Partei in der Steiermark. Von 23. Oktober 2006 bis 8. Oktober 2008 war er Generalsekretär im Bund, am 5. Juni 2005 wurde er Bündnisobmann des BZÖ Steiermark. Von Jänner 2008 bis zur verlorenen Wahl 2012 saß Grosz (mit kurzer Unterbrechung) im Grazer Gemeinderat, bei der Landtagswahl 2010 scheiterte das BZÖ mit ihm an der Spitze. Nachdem das BZÖ aus dem Stadtparlament flog, kündigte Grosz den Rücktritt an - blieb aber im Nationalrat, dem er seit 2008 angehörte.

Nachdem das BZÖ auch bei der Nationalratswahl am 29. September 2013 eine Niederlage erlitten und der bisherige Parteichef Josef Bucher seine Obmannschaft zurückgelegt hat, liegt es nun an Grosz die Partei zu führen. Den rechtsliberalen Kurs will er beibehalten, erklärte er. Der neue geschäftsführende BZÖ-Chef ging mit seinem Lebensgefährten im Mai dieses Jahres eine Eingetragene Partnerschaft ein.

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