Jetzt ist es fix: ÖVP-Minister Schallenberg wird zum zweiten Mal Kanzler

Jetzt ist es fix: ÖVP-Minister Schallenberg wird zum zweiten Mal Kanzler
Außenminister Alexander Schallenberg wird die Übergangsregierung als Kanzler anführen, bis eine neue Koalition steht.

Außenminister Alexander Schallenberg führt ab kommendem Freitag als Interims-Kanzler die Bundesregierung. An diesem Tag ist er um 11 Uhr in der Hofburg geladen, wo ihn Bundespräsident Alexander Van der Bellen "mit der Fortführung der Verwaltung des Bundeskanzleramtes und mit dem Vorsitz in der einstweiligen Bundesregierung betrauen" wird, wie es aus der Hofburg hieß. 

Notwendig ist dieser Schritt, weil Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) nach dem Scheitern der Regierungsverhandlungen von ÖVP, SPÖ und Neos mit Freitag sein Amt niederlegt.

Für Schallenberg, der auch Außenminister bleibt, ist es seine zweite Periode als Regierungschef. Nach dem Rückzug von Sebastian Kurz (ÖVP) hatte er 2021 gut zwei Monate als Kanzler gedient, ehe die Volkspartei mit Nehammer die Rolle von Parteiobmann und Regierungschef wieder zusammenlegte.

Der nächsten Regierung dürfte Schallenberg nicht mehr angehören. Er hat angekündigt, unter einem Kanzler Herbert Kickl (FPÖ) kein Ministeramt annehmen zu wollen.

Vorgänge und Nachfolger

Nun ist Schallenberg nicht nur Vorgänger Nehammers, sondern auch dessen Nachfolger, räumt der Kanzler doch seinen Posten, nachdem die Verhandlungen der ÖVP mit SPÖ und Neos über eine Koalition gescheitert sind. 

Schallenberg ist dabei ÖVP-intern gesehen ein gewisser Neutralitätsfaktor, will er doch keiner Regierung Kickl angehören und verbindet somit mit der Aufgabe keine eigenen Ambitionen.

Der geschiedene Vater von vier Kindern dürfte sich in Zukunft im weiten Feld der Außenpolitik bewegen. In die Sphäre wurde Schallenberg auch quasi hineingeboren. Sein Vater Wolfgang war ein bekannter Diplomat. Alexander Schallenberg, geboren in Bern, wuchs in Indien, Spanien und Frankreich auf. Von 1989 bis 1994 studierte der aus altem oberösterreichischen Adelsgeschlecht stammende Rechtswissenschaften in Wien und Paris, danach Europäisches Recht am Europacollege in der belgischen Stadt Brügge.

Schallenbergs erste Auslandsstation war Brüssel, genauer die österreichische EU-Vertretung dort, wo er fünf Jahre lang die Rechtsabteilung leitete. Zurück in Österreich machte sich Schallenberg als Pressesprecher der früheren Außenministerin Ursula Plassnik sowie später von deren Nachfolger Michael Spindelegger (beide ÖVP) einen Namen.

Als Kurz die Agenden des Außenministers übernahm, beförderte er den Kommunikationsprofi zum Leiter für "strategische außenpolitische Planung". Auch in den Regierungsverhandlungen nach der Nationalratswahl 2017 zählte Kurz auf ihn. So folgte ihm der Europaexperte ins Bundeskanzleramt, wo er während der türkis-blauen Regierungszeit die Stabsstelle Strategie und Planung leitete.

Zu Ministerehren kam Schallenberg in der Experten-Regierung nach den Ibiza-Turbulenzen, als er das Außenamt für den Übergang leitete. Als Türkis-Grün entstand, blieb er im Außenministerium sitzen. Dort weiter zu bleiben, ist für den 55-Jährigen unter dem ausnehmend EU-kritischen Herbert Kickl offenkundig keine Option.

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