"Traumjob" Bürgermeister? Wenn nur die Finanzprobleme nicht wären ...
"Traumjob Bürgermeister*in?": Der Titel einer Studie der FH Kärnten im Auftrag des Gemeindebundes trägt nicht ohne Grund ein Fragezeichen.
Die angespannte finanzielle Lage, zu viel Bürokratie, zu wenig Bauland und steigende rechtliche Verantwortung wurden als die größten Herausforderungen genannt.
In die Ergebnisse der Studie flossen die Antworten von 451 Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen sowie Vizebürgermeisterinnen (ausschließlich Frauen) aus ganz Österreich ein.
Die größten Herausforderungen
80,6 Prozent der Männer und 73,3 Prozent der Frauen sahen die Finanzen als Herausforderung. Noch vor zwei Jahren hätten Männer vor allem die Bürokratie als Problem angesehen, bei Frauen sei das Topthema fehlendes Bauland und fehlender leistbarer Wohnraum gewesen, berief sich Studienautorin Kathrin Stainer-Hämmerle auf eine ähnliche Befragung von vor zwei Jahren.
Auch jetzt noch wird Bürokratie von 64,4 Prozent der Männer und 40,6 Prozent der Frauen als Herausforderung genannt, beim Bauland sind es bei beiden Geschlechtern rund 40 Prozent. Belastet fühlen sich Frauen und Männer vor allem durch die steigende rechtliche Verantwortung.
Trotzdem ein "Traumjob"
Geringer ist laut den Ortschefinnen und -chefs aber die Belastung durch Konflikte in der Gesellschaft und aggressive Bürger geworden, Stainer-Hämmerle führt das auf die Pandemie zurück.
Trotz allem sei Bürgermeister ein "Traumjob", meinte Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl, der selbst Bürgermeister in Ardagger (NÖ, Bezirk Amstetten) ist. Man teile das Leben der Menschen und habe "enormen Gestaltungsspielraum".
Er pochte angesichts der Ergebnisse erneut auf ein Finanzpaket für Gemeinden in Höhe von einer Milliarde Euro. Änderungen wünscht er sich bei der Haftungsverantwortung von Bürgermeistern. "Wenn ein Hecht in einem Teich einen Schwimmer beißt, ist das dann auch noch die Haftung des Bürgermeisters?", illustrierte er.
Vereinbarkeit von Amt und Familie
Auch der Mangel an Frauen in der Kommunalpolitik war Thema der Studie. Diesen führten mehr Männer als Frauen auf schwierige Vereinbarkeit von Amt und Familie zurück (83 bzw. 75,3 Prozent).
57,1 Prozent der männlichen Befragten glauben, Frauen würde es an Interesse an Politik mangeln (Frauen: 39,8 Prozent).
63,9 Prozent der Frauen unterstellen anderen Frauen ein zu geringes Selbstvertrauen (Männer: 34,8 Prozent), auch die männlich geprägte Parteikultur wird für 62 Prozent der Frauen, aber nur 29,8 Prozent der Männer als Grund genannt.
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