
© dapd/Hans Punz
"Ich ordiniere auch nicht im Ruderleiberl"
ÖVP-Abegordneter Erwin Rasinger beklagt Aktionismus und Kleidungsstil im Hohen Haus.
Wenn wir uns selbst nicht ernst nehmen, wie soll uns dann die Bevölkerung ernst nehmen?", fragt Erwin Rasinger rhetorisch. Der ÖVP-Nationalratsmandatar ist verärgert – ob des Verhaltens von Parlamentskollegen. "Diese Taferl-Manie bei Plenarsitzungen! Die ruft bei vielen Menschen nur Kopfschütteln hervor", befundet der gelernte Arzt im KURIER-Gespräch. 20 Jahre sei er im Hohen Haus; und der Aktionismus werde "immer schlimmer. Abgeordnete sollten durch rhetorische Brillanz bei Reden auffallen, nicht durch ein Taferl."
Das sagt ein Mann, dessen Fraktionskollegen diese Woche Schwimmreifen und Matratzen auf die Neos-Sitze gelegt haben, weil diese aus Protest gegen die "Budgettricks" den Saal verlassen haben? "Ich rate auch der eigenen Partei von solchen Mitteln ab."
Gar in Rage gerät Rasinger bei dem Gedanken daran, was sich beim Thema Bienensterben abgespielt hat: "Strache ist mit einem Honigtopf angetanzt, es gab Stoff-Majas. Manche hatten gelb-schwarze Kostüme an. Das ist lächerlich! Im englischen oder deutschen Parlament wäre das undenkbar." Im österreichischen sollten sich die Abgeordneten besinnen: "Es geht um das Kernstück der Demokratie. Wenn wir uns selbst nicht Würde geben, wie sollen uns andere achten?"
Fehlgeleitet?

Nicht minder stören Rasinger "Schülergruppen, die in der Säulenhalle teils herumliegen. Das ist der Würde des Hauses nicht zuträglich." Die Konsequenz? "Der Besucherandrang an Plenartagen muss eingeschränkt werden." In Sachen Taferl? "Freiwillige Selbstbeschränkung. Ein code of conduct." Und was die Bekleidung anlangt: "Die Klubchefs sollten auf ihre Leute einwirken, damit sie Grenzen nicht überschreiten." Das Hohe Haus dürfe "nicht zu einem niedrigen a la Wirtshaus werden".
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