Beinschab-Studie: Österreichs Politiker sind "hinterfotzige Pfaue" und "Affen"
Sebastian Kurz – ein hinterfotziger Pfau. Reinhold Mitterlehner – die rabiate Hyäne. Hans Peter Doskozil – das Wildschwein. Oder Heinz-Christian Strache – die gefährliche und hinterlistige Klapperschlange. Diese wenig schmeichelnden Zuschreibungen sind keine Satireprojekt oder das chinesische Horoskop, sondern vielmehr die Highlights eines neuen Schmankerls rund um die Ermittlungen gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz und seine Vertrauten. Ausnahmsweise liefern nicht Chats von Thomas Schmid den Stoff, sondern die Erkenntnisse der skandalösen Beinschab-Studien.
Politiker im Tier-Vergleich, all das öffentlich finanziert, wie konnte es so weit kommen?
Vor sechs Wochen veröffentlichte das Finanzministerium einen desaströsen Revisionsbericht zu den Studien in der Causa Inseratenaffäre, die zum Rücktritt von Sebastian Kurz als Bundeskanzler führten. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) vermutet, dass manipulierte Umfragen über die Studien vom Finanzministerium bezahlt wurden - und zwar durch Scheinrechnungen.
156.000 Euro für Tier-Studie
Von der Revision überprüft wurden insgesamt aber 28 Studien, die von der Kommunikationsabteilung des Ministeriums in Auftrag gegeben wurden, davon 13 von Sabine Beinschab. Ergebnis: In keinem einzigen Fall gab es eine Ausschreibung, in 26 Fällen fehlten die Studienergebnisse im Akt, und in zwei Fällen waren die Studien auch auf Nachfrage nicht mehr aufzufinden.
Negativ aufgefallen ist der internen Revision insbesondere eine Studie der Meinungsforscherin Beinschab zur "Wirtschafts- und Budgetpolitik". Im September 2016 gestartet, hätte sie nur 34.680 Euro kosten sollen. Bezahlt wurden aber 155.940 Euro, weil bis Jänner 2018 neun zusätzliche Rechnungen gelegt wurden. Welchen Sinn die "Ergänzungsarbeiten" hatten, konnte die Revision nicht nachvollziehen.
Sechs Wochen lang verweigerte das Finanzministerium die Veröffentlichung der Studien. Aufgrund der Aktenlieferung an den U-Ausschuss hat man über die Finanzprokuratur explizit bei der WKStA nachgefragt, ob sie einer Veröffentlichung zustimmt. Diese Zustimmung erfolgte am Mittwoch, deshalb wurden die Studien unverzüglich online gestellt.
Spitzenpolitiker im Tier-Vergleich
Die Studie zur Wirtschafts- und Budgetpolitik erzeugte auch deshalb öffentlichen Widerhall, weil sie unter anderem die Frage klären sollte, welchen Tieren Österreichs damalige Spitzenpolitiker ähneln. Die Vergleiche fielen durch die Bank unvorteilhaft aus.
Ex-Kanzler Sebastian Kurz sei ein schlaues, zielstrebiges Tier. Also entweder wie ein Pfau - "hinterfotzig, will alles übernehmen, geht über Leichen". Er sehe aber auch "süß aus" wie ein Eichhörnchen und wolle "hoch hinaus". Kurz ist ebenso ein Delfin, "schlau und gefährlich", aber gleichsam "bissig wie ein Dachs".
Christian Kern werde mit "schlauen, machtorientierten Tieren in Verbindung gebracht, die sich gerne in Szene setzen". Kern wäre als Tier also entweder ein "eitler Pfau, weil er sehr auf sein Aussehen achtet oder wie ein Wichtigtuer wirkt". Doch auch als schlauer und hinterhältiger Fuchs oder als Hirsch, der sein Revier verteidige, sei der Ex-SPÖ-Kanzler laut Studie vorstellbar.
Wie ist es um Reinhold Mitterlehner, den geschassten Vorgänger von Kurz als ÖVP-Parteichef, bestellt? Er wäre wohl ein alter Hase, "nicht so aggressiv" wie Kern. Oder ein "Affe, der versucht im Rudel einen Platz zu finden". Er "versteckt sich immer", wie ein Maulwurf, könne aber auch "rabiat und gefährlich werden", gleich einer Hyäne.
Weiter geht es mit Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ): Er wird mit einem Tier assoziiert, das nett aussehe, sich aber nichts gefallen lasse. Doskozil sei treu, aber auch scharf, gleich einem Hund. Weniger nette Einschätzung: "ein Wildschwein oder Eber passt zu seinem Aussehen". Wie ein Bulle könne er jedenfalls seinen Willen durchsetzen.
Nicht fehlen darf in dieser Aufzählung Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ). Er sei laut, giftig und falsch, wie eine Klapperschlange, bissig wie ein Schäferhund und gleich einer Ratte wühle er "im Mist von anderen".
Ex-Neos-Chef Matthias Strolz in Tierform sei ein Affe, weil er herumspringe, Wirbel mache und "kurzfristig den Mund aufmacht und dann wieder weg geht". Doch auch einer Schildkröte gleicht er: "klein, unauffällig, geht ihren Weg".
Als Bär haben sämtliche Zielgruppen Ex-ÖVP-Finanzminister Hans Jörg Schelling beschrieben: Er habe "zuerst gebrummt und dann geschlafen", sei eher langsam, aber "doch recht gewichtig", mit "scharfen Zähnen".
Die Parteien im großen Auto-Vergleich
Nicht weniger unterhaltsam: Die Umfrage vergleicht zudem alle Parlamentsparteien mit Autos.
Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die ÖVP als Automarke ein "Volkswagen" wäre. Warum? Weil sie wie ein "alter VW Käfer" in den letzten Jahren "stehen geblieben" sei. Und: "VW steckt durch Skandale derzeit auch in der Krise".
Die SPÖ wäre als Automarke übrigens ein Ford oder Opel: "also ein Auto ohne Profil".
Die FPÖ wird unter anderem mit einem Dacia oder Skoda verglichen: "ein billiges Auto, sie sind einfach inhaltlos".
Die Grünen wären ein Tesla - "weil bei den Grünen geht auch nicht so viel weiter" - oder ein alter VW Bus, "wo die Leute mit Rasterlocken oder Joint drinnen sitzen".
Die Neos "sind wie ein altes Pucherl von früher, der Motor macht Krach, ist laut, aber man kommt auch nicht weit damit".
Die FPÖ ist ein böser Onkel
Nicht unterschlagen werden soll zu guter Letzt eine elaborierte Familienaufstellung der Parlamentsparteien. Die Rolle des Vaters, aber auch Großvaters, nimmt dabei - selbstverständlich - die Volkspartei ein. Sie sei männlich und konservativ, erziele "wenig Fortschritte".
Eine etwas in die Jahre gekommene Mutter, wenn nicht gar Großmutter, sei die SPÖ. Sie stehe, so die Erkenntnis der Studienautoren, "für Soziales". Die Grünen seien die Tochter der Großparteien, "teilweise allerdings schon erwachsen", quasi vernünftige Weltverbesserer also, wenn auch"fern der Realität".
Die FPÖ wird als Sohn gesehen, "der gerade aus der Pubertät kommt", sich nichts gefallen lasse und zurückrede. Doch auch die Rolle des "bösen Onkels" und "schwarzen Schafes" wird den Blauen angedichtet.
Und die Neos? Wo ist ihr Platz in der Familie? Sie seien eine Person, "die nicht immer da ist", sozusagen ein Hausfreund, eine Nichte oder ein Vater auf Dienstreisen. Vielleicht auch ein "kleines Kind, das noch viel lernen muss".
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