"Wir haben gelacht und geweint"

„Ich habe gleich eine Kerze für sie angezündet, als ich gehört habe, dass sie gestorben ist“: Ex-Kollegin Silvia Posch
Ottnang: Das Leben in Prammers Heimat, einer Bergbaugemeinde, war hart und einfach.

Glück auf zur letzten Grubenfahrt!" Mit diesen Worten, mit denen Bergknappen zur ultimativen Fahrt aufbrechen, hat sich Silvia Posch im Kondolenzbuch von Parlamentspräsidentin Barbara Prammer verabschiedet. Die 67-Jährige, die von 1973 bis 1978 mit Prammer am Gemeindeamt zusammengearbeitet und sie am 8. März 1980 auch als Standesbeamtin getraut hat, ist am Freitag schon um fünf Uhr früh aus Ottnang nach Wien aufgebrochen, um ihr in der Säulenhalle des Parlaments die letzte Ehre zu erweisen.

"Wir haben gelacht und geweint", erzählt sie über die gemeinsame Zeit. "Ich habe gesehen, dass sie unter der Krankheit sehr gelitten hat und Angst vor dem Sterben hatte. Sie hatte diesen traurigen Blick, ihre Augen fragten warum?"

Als Prammer, die damals Thaller hieß, 1973 auf der Gemeinde zu arbeiten begonnen habe, sei sie schwanger von der Handelsakademie Vöcklabruck gekommen. "Sie hat Liebeskummer gehabt." Nach sechs Wochen Mutterschutz habe sie gleich wieder zu arbeiten begonnen. Um den Buben habe sich ihre Mutter gekümmert. Die beiden junge Frauen hatten in dem älteren Kollegen Josef Gärber einen Förderer, der sie ermutigte, jede Möglichkeit zur Weiterbildung zu nutzen. "Wir haben beide in die Freizeit die zweijährige Gewerkschaftsschule gemacht, Barbara auch die Gemeindebeamtenprüfung."

Posch bewunderte an Prammer "ihre positive Ausstrahlung. Man konnte das an ihren Augen ablesen. Sie hat viel Herz und viel Liebe gehabt." Sie sei nur 1,58 m groß gewesen, wie ein "Pupperl". 1978 habe Barbara in Linz mit dem Studium der Soziologie begonnen. Da habe sie auch ihren späteren Ehemann Wolfgang Prammer kennengelernt, der Landesbildungsreferent der Jungen Generation war. "Er hat sie heiß geliebt, sie ihn auch." Im selben Jahr kam auchTochter Julia zur Welt.

Die Gemeinde Ottnang mit ihren 3800 Einwohnern war vom Kohleabbau geprägt. In Prammers Verwandtschaft arbeiteten fast alle Männer – von den Großvätern über den Vater bis zu den Onkeln – im Bergbau. 1995 wurde der Abbau eingestellt. Obwohl Prammer zuerst nach Linz und 1997 nach Wien gegangen war, "war sie sehr heimatverbunden" (Gemeindesekretär Hubert Zweimüller). Ottnang war der Sitz der Familie. Prammer war Mitglied der Bergknappenmusikkapelle, des Bergknappenvereins und des Hausruckchors. "Sie ist die geblieben, die sie immer war", sagt Bürgermeister Josef Senzenberger.

Die Gemeinde Ottnang verabschiedet sich von Barbara Prammer am Samstag, 16. August um 18 Uhr in der Landesmusikschule.

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