Bankberater im Grasser-Prozess: Habe Plech mehrmals Bargeld übergeben

BUWOG-GRASSER-PROZESS: MEISCHBERGER / WESS / GRASSER
Transfer des Geldes von Zypern über USA nach Liechtenstein aus Gründen der "Diskretion" - Bargeldübergaben an Plech in Wien.

Der heute als Zeuge im Grasser-Prozess befragte ehemalige Bankberater der Hypo Investment Bank Liechtenstein (HIB), Günter L., schilderte Richterin Marion Hohenecker, wie er das 2005 eröffnete Konto "Karin" betreute und drei bis vier mal an Ernst Plech in Wien Geld übergeben habe - in bar. Auch die Einzahlungen auf das Konto seien in bar erfolgt - aus Gründen der Diskretion.

Bankberater im Grasser-Prozess: Habe Plech mehrmals Bargeld übergeben

L. erklärte in der Verhandlung im Wiener Straflandesgericht den Weg des Geldes, das seines damaligen Wissens nach aus Provisionen von Immobiliengeschäften in Osteuropa kam. Tatsächlich waren es aber die Millionen aus der Provision bei der Bundeswohnungsprivatisierung in Österreich. Diese flossen zunächst auf ein Konto der zypriotischen Gesellschaft Astropolis, die Peter Hochegger gehörte. Von dort ging das Geld auf ein Konto der US-Gesellschaft Omega bei der HIB Liechtenstein, wurde in der Bank bar abgehoben und bar wieder eingezahlt - ein Drittel auf das Konto "Karin", ein Drittel auf das Konto "Natalie" von Walter Meischberger und ein Drittel ging auf das Konto 400.815, das die Anklage dem Hauptangeklagten Karl-Heinz Grasser zurechnet - was Grasser, Meischberger und Plech dementieren. Laut Meischberger haben alle drei Konten ihm gehört.


Bankberater im Grasser-Prozess: Habe Plech mehrmals Bargeld übergeben

Die Gesellschaften Omega und Astropolis, über die das Geld floss, seien "Sitzgesellschaften" gewesen, ohne eigene Tätigkeit, sagte der Zeuge L. Das Service der Omega sei, dass mit einem Gewinnabschöpfungsvertrag das Geld nach Liechtenstein komme und bar weitergegeben werde. "Warum bar?" wollte die Richterin wissen. "Aus Diskretionsgründen, wenn es bar ist haben Sie immer eine Schnittstelle", so der ehemalige Bankberater. "Das hat man früher öfters so gemacht." Die HIB war damals eine hundertprozentige Tochterbank der Hypo Vorarlberg, im Eigentum des Landes Vorarlberg.

Das Konto "Karin" ist im Prozess deswegen so brisant, weil Meischberger angibt, es sei in Wahrheit sein Konto - obwohl er nicht auf den Kontoeröffnungsunterlagen aufscheint. Der Bankberater schilderte, er habe bei der Betreuung des Kontos immer nur mit Plech bzw. seiner Ehefrau, die ebenfalls auf das Konto eingetragen war, zu tun gehabt, aber nicht mit Meischberger. Es sei auch um Immobilientransaktionen Plechs in Australien gegangen.

Als im September 2009 durch Medienberichte die Buwog-Millionenprovision bekannt wurde, habe Meischberger seinen Kollegen, Bankberater W., angerufen und ihm erstmals die wahre Herkunft der Gelder erläutert, so der Zeuge. Bei einer anschließenden Besprechung in der HIB Liechtenstein, an der er aber nicht teilnahm, habe es geheißen, dass das Konto "Karin" wegen eines Bankfehlers falsch deklariert war und eigentlich Meischberger gehört hätte. Das habe ihm sein Kollege W. berichtet.

L. und W. waren beide schon seit Herbst 2008 nicht mehr in der HIB tätig, weil sie sich selbstständig gemacht hatten. Diesem Schritt seien vier Gespräche mit Grasser vorangegangen, der ihnen zur Selbstständigkeit geraten habe, und mit dem man eine gemeinsame Firma überlegte. Diese geschäftliche Tätigkeit sei aber nie zustandegekommen, so der Zeuge, er habe dann gemeinsam mit W. eine eigene Gesellschaft in Liechtenstein gegründet. Er habe Grasser 2008 bei einem von der Bank gesponserten Polo-Turnier in Kitzbühel kennengelernt.

Die Richterin fragte den Zeugen dann zu einem von Hochegger behaupteten, vom Bankberater W. aber dementierten Vorfall zwischen diesen beiden. Laut Hochegger habe ihm W. bei einem Besuch in Wien einen Zettel gezeigt, wonach das Geld aus Zypern auf drei Konten in Liechtenstein gehe - eines von Meischberger, eines von Plech und eines von Grasser. Er wisse nichts davon und W. habe sich "maßlos aufgeregt", als er vor zwei Jahren von dieser Aussage Hocheggers gehört habe, so der Zeuge. W. habe sich auch 2009 sehr aufgeregt, als er gehört habe, dass das Geld nicht aus Geschäften in Osteuropa sondern aus Österreich komme. Das sei eine "Schweinerei", habe W. gesagt.

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