Aufschrei von Bewerbern nach MedAT-Test
Von Edgar Subak und Franziska Gamperl
Rund acht Stunden hat der Medizinaufnahmetest (MedAT) gedauert. Am Mittwoch sind an den Standorten Wien, Salzburg, Wels, Graz und Innsbruck 12.777 Bewerber zum Test erschienen. Vergeben werden letztlich nur 1.740 Plätze. Beschwerden von MedAT-Kandidaten wurden nach dem Test laut. Manche vorab bekannt gegebenen Einschränkungen wirkten für sie kurios. Der KURIER ist den Beschwerden und Restriktionen nachgegangen und hat mit Joachim Punter vom Teaching Center der MedUni Wien gesprochen. Er war für den Testablauf mitverantwortlich.
KURIER: Nicht neu ist der Vorwurf, dass der MedAT-Test nur mit teuren Vorbereitungskursen schaffbar ist. Die gratis von der MedUni Wien zur Verfügung gestellten Unterlagen werden als wenig hilfreich kritisiert.
Joachim Punter: Wie gut Lernunterlagen eingeschätzt werden, ist immer subjektiv. Aber dieser Kritik sind wir nachgegangen und haben 2015 eine wissenschaftliche Studie in Auftrag gegeben. Nach dem Test wurde eine freiwillige Online-Befragung durchgeführt und nach der Bearbeitungsnummer des Testbogens gefragt. So konnten wir identifizieren, wer es geschafft hat und wie die Kandidaten sich konkret vorbereitet haben. Das Ergebnis hat gezeigt: Kommerzielle Vorbereitungskurse sind nicht effektiver als nicht-kommerzielle Formen der Testvorbereitung.
Warum durften einfache Armband-Uhren nicht zum Test getragen werden? Warum mussten Schlüsselanhänger an der Garderobe abgegeben werden?
Mittlerweile gibt es auch Smart-Watches (Uhren mit Internet-Verbindung, Anm.). Diese sind wie Handys und Smartphones somit nicht zugelassen. Weil wir Tausende von Kandidaten in kurzer Zeit in die Testhallen weiterleiten müssen, haben wir nicht die Ressourcen, um einzelne Armbanduhren nach ihrer Art zu begutachten. In der Testhalle befinden sich Wanduhren, die für alle klar zu erkennen sind. Auch bei den Schlüsselanhängern gibt es elektronische Modelle, die gegebenenfalls Nachrichten empfangen können.
Manche Personen sind lärmempfindlicher als andere. Trotzdem waren Ohrstöpsel oder Ohropax nicht erlaubt. Warum?
Während des MedAT-Tests kommt es zu Durchsagen, etwa Hinweise zu wichtigen Verfahrensabläufen. Vorgaben von der Testleitung müssen gehört werden. Überdies sollen Aufsichtspersonen möglichst wenig während des Testablaufs eingreifen, etwa indem sie den Kandidaten Instruktionen wieder erklären müssen, weil sie wegen der Ohropax nicht informiert worden sind. Daher lassen wir keinen Gehörschutz zu. Außerdem ist es in den Testhallen während der Bearbeitungszeit wirklich sehr leise. Ich könnte eine Nadel fallen lassen und sie hören.
Eine italienische Bewerberin hat wegen der vermeintlich schlechten Durchsagen den Test abgebrochen. Wie erklären Sie sich das?
Wie gesagt, in den Hallen ist es während des Tests wirklich sehr leise. Die Durchsagen gibt es nur auf Deutsch, auch der Test selbst ist deutsch. Für den MedAT selbst gibt es keine besonderen Sprachanforderungen. Für das anschließende Medizinstudium aber sehr wohl, nämlich Deutsch auf C1-Niveau. Es macht somit ohne die erforderlichen Sprachkenntnisse keinen Sinn, am Test teilzunehmen.
Auf der Website steht, dass Zangen und Drähte nicht zugelassen sind. Das wirkt auf den ersten Blick etwas kurios.
Der Aufnahmetest für die Human- und Zahmedizin gestaltet sich jeweils unterschiedlich. Im Test der Zahnmedizin werden auch manuelle Fertigkeiten abgeprüft. Für alle sollen einheitliche Prüfungsbedingungen herrschen. Manche Zahntechniker werden ihre eigenen Utensilien haben. Daher stellen wir für beim Test für Zahnmedizin alle Drähte und Zangen zur Verfügung.
Ein Student hat uns erzählt, dass er bei der Eingangskontrolle von Securities angewiesen worden sei, seine Red Bull-Dose ex zu trinken oder abzugeben. Die Snus-Dose (Oraltabak) musste er wegwerfen. Die Nikotinbeutelchen selbst hat er zwischen seine Dokumente in die Klarsichtfolie legen müssen.
Das kann ich nicht nachvollziehen. Wir haben keine Vorgaben hinsichtlich Essen und Getränke gehabt. Auch Tabakersatz ist erlaubt. Manche Security-Mitarbeiter werden die Vorgaben wohl etwas zu eng interpretiert haben.
Kritisiert wurden auch extrem lange Wartezeiten vor den Garderoben.
Das ist haltlos. Das Management hatten wir gut im Griff. Wir stellten in der Messe Wien zehn Eingänge mit zehn Garderoben zur Verfügung. Der Zugang wurde gestaffelt abgewickelt. Die Hälfte der Personen sind nach unserer Zählung ohne Garderobenstück direkt zu den Sitzplätzen geleitet worden. Auch nach dem Test wurden die Teilnehmenden gruppenweise entlassen.
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