Barbara Prammer: Ihr letzter Besuch

Abschied von Barbara Prammer im Parlament
Mehr als tausend Menschen zollten der verstorbenen Nationalratspräsidentin letzten Tribut.

Das unscheinbare Brummen der Klimaanlage. Sie stehen nun seit 20 Minuten Spalier. 500 Trauernde, Rosen in den Händen, und das einzige Geräusch in diesem Raum, so groß wie ein halbes Fußballfeld, ist das leise Surren der Ventilatoren.

Kein Flüstern, keine klackernden Stöckelschuhe auf dem gefliesten Boden, kein Hüsteln, nur: Stille.

Lebewohl gesagt

Ehe sich am Donnerstag die Bürger von der Ersten Nationalratspräsidentin Barbara Prammer verabschieden konnten (auch am Freitag ist das Hohe Haus zwischen 10 und 17 Uhr geöffnet), sagten die Mitarbeiter des Parlaments und einzelne Abgeordnete zu "ihrer Präsidentin" Lebewohl.

In der prächtigen, in Glas und Marmor gehaltenen Säulenhalle, wo an gewöhnlichen Tagen Touristen, Schülergruppen und Ausflügler etwas über Parlamentarismus, Demokratie und die damit verbundenen Mühen erfahren, steht – am Ende einer schwarzen Stoffbahn – jetzt ein Sarg.

Eingehüllt in die rot-weiß-rote Flagge; flankiert von vier Fahnenträgerinnen der Sozialistischen Jugend; beschirmt vom bronzenen Adler der Republik.

Karlheinz Kopf, Prammers Stellvertreter, steigt hinauf zum Bild der Präsidentin. "Wir dürfen Sie ein letztes Mal in unserem Haus, im Haus der Demokratie, in Ihrem Haus begrüßen", sagt der Zweite Nationalratspräsident. "Sie haben das Haus stets mit Fairness und Menschlichkeit geleitet. Dafür wollen wir Ihnen danken."

Zu wenige Rosen

Allein der Andrang zur internen Trauerfeier zeigt, wie recht Kopf damit hat, wie sehr Prammer wohl als Politikerin geschätzt wurde. "Etliche Kollegen haben ihren Urlaub unterbrochen, weil sie unbedingt dabei sein wollten", erzählt ein Mitarbeiter.

Barbara Prammer: Ihr letzter Besuch
Der Sarg der verstorbenen Natinalratspräsidentin Barbara Prammer wird seit heute im Parlament aufgebahrt, Verabschiedung, Aufbahrung, Menschenschlange auf der Rampe
Man rechnete mit 200 trauernden Parlamentsbediensteten – so viele Rosen gab es. Gekommen sind dann 500 – trotz Sommer, Ferien und Urlaubszeit.

Kurz nach zehn Uhr, die Mitarbeiter des Hauses haben sich verabschiedet, das Haus ist für alle geöffnet, reicht die Menschenschlange hinunter bis zur Ringstraße. Mehr als 1000 Besucher kommen in den ersten drei Stunden. Es sind Trauernde wie Frau Eva. "Sie war nicht von meiner Partei, aber sie hat mich mit ihrer ausgleichenden, unaufgeregten Art beeindruckt und viel für Österreichs Frauen erreicht", sagt die Besucherin.

Hinter ihr, im Vorzimmer der Säulenhalle, zeigt ein Bildschirm Fotos der Verstorbenen: Barbara Prammer mit Bill Clinton, Barbara Prammer mit Ex-UN-Boss Kofi Annan – der ein oder andere der Gezeigten wird morgen, Samstag, am Staatsakt teilnehmen. 600 Ehrengäste sind angekündigt. Und wenn alles vorbei ist, wenn der Solo-Trompeter der Militärmusik vom Balkon vor Prammers Büro den Zapfenstreich geblasen hat und der Sarg im Glaswagen zum Zentralfriedhof fährt, dann wird es im Parlament wieder sehr still sein. Vermutlich stiller als sonst.

Am Freitag ist Prammers Sarg im Parlament aufgebahrt (10–17 Uhr), am Samstag folgt ab 10.30 Uhr vor dem Parlament die offizielle Trauerfeier (live in ORF 2).

Nach der Feier wird der Sarg zum Zentralfriedhof gebracht, eingeäschert und die Urne im Kreis der Familie beigesetzt.

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