Aschbacher-Nachfolge: Martin Kocher wird neuer Arbeitsminister ohne Familienagenden

Arbeitsminister Martin Kocher
Der IHS-Chef soll das Schlüsselressort für den Wiederaufbau nach der Corona-Krise führen. Die Familien- und Jugendagenden werden von Integrationsministerin Susanne Raab übernommen.

Es ist ein turbulentes Wochenende. Am Samstag musste Arbeitsministerin Christine Aschbacher wegen Plagiatsvorwürfen ihren Rücktritt erklären.

Ihr Nachfolger wird der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Martin Kocher. Mit Kocher übernimmt ein parteiloser, ausgewiesener Wirtschaftsexperte die Nachfolge der zurückgetretenen Ministerin Aschbacher. Der Ökonom wird das Schlüsselressort in einer heiklen Phase übernehmen: es steht der wirtschaftliche Wiederaufbau nach der Corona-Krise an.

Aschbacher-Nachfolge: Martin Kocher wird neuer Arbeitsminister ohne Familienagenden

Bundeskanzler Sebastian Kurz und der neue Arbeitsminister Martin Kocher

Mit Martin Kocher habe er einen "zusätzlichen Topexperten" in die Regierung geholt, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz kurz nach 13 Uhr. Kochers Expertise sei eine "unglaubliche Bereicherung für das Team".

"Ich komme als unabhängiger Experte in die Regierung", sagte Kocher vor den Journalisten. Als seine Aufgaben skizzierte er vor allem die akute Bekämpfung der Pandemie, hier vor allem die Abfederung der Arbeitslosigkeit

IHS-Chef Kocher wird neuer Arbeitsminister

Zum Schluss bedankte sich Kocher bei seinen Mitarbeitern im Institut für Höhere Studien.

 

Kocher wird sich allerdings allein auf den Arbeitsmarkt konzentrieren. Die Familien- und Jugendagenden werden von Integrationsministerin Susanne Raab übernommen, so Bundeskanzler Kurz auf Nachfrage. 

Kocher leitet seit 2016 IHS

Der Salzburger, geboren 1973, ist studierter Volkswirt mit Forschungsschwerpunkt Verhaltensökonomie. Seit 2016 leitet Kocher das IHS, seit 2020 ist er auch Vorsitzender des Fiskalrats, eines Kontrollgremiums für das Gebaren der öffentlichen Haushalte.

Kocher ist vielen Menschen bekannt durch seine wirtschaftspolitischen Analysen in den Medien. Das IHS erstellt auch gemeinsam mit dem WIFO die regelmäßigen Konjunkturprognosen, auf deren Basis die Regierung das Budget erstellt.

IHS, Fiskalrat und Forschung

Derzeit bringt Kocher drei Jobs unter einen Hut. Neben der Leitung des IHS und des Fiskalrates, womit er quasi Wächter über Österreichs Staatsschulden ist, lehrt der Verhaltensökonom auch an der Universität Wien. In seiner Forschung beschäftigt sich Martin Kocher mit zahlreichen Themen aus dem Gebiet der experimentellen Verhaltensökonomie, die sich mit den psychologischen Grundlagen des ökonomischen Verhaltens befasst. Dazu hat er auch zahlreiche Bücher und Artikel verfasst. Er gilt als einer der aktivsten Forscher auf dem Gebiet der experimentellen Wirtschaftsforschung in Deutschland. So veröffentlichte er beispielsweise Arbeiten zum Einfluss von Zeitdruck auf individuelle Entscheidungen oder die Entwicklung von Präferenzen bei Kindern und Heranwachsenden. Auf dem Gebiet der Sportökonomik zeigte Kocher beispielsweise mit seinem Koautor Matthias Sutter, dass Schiedsrichter häufig zugunsten der Heimmannschaft urteilen, wenn diese zurückliegt.

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