Anschober will Neuinfektionen im Jänner unter 1.000 drücken
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) will die Zahl der Corona-Neuinfektionen im Jänner drastisch senken. "Mein persönlicher Traum wäre es, auf unter 1.000 Fälle pro Tag zu kommen", sagte er im APA-Interview. In die Impfung setzt er große Hoffnungen, warnt aber vor einem falschen Sicherheitsgefühl: Man müsse weiter vorsichtig sein, Maßnahmen wie die MNS-Pflicht werden Österreich noch Monate begleiten. Festhalten will Anschober am geplanten Lockdown-Ende Mitte Jänner.
Der angepeilte Termin für das Auslaufen der derzeit gültigen harten Maßnahmen am 24. bzw. 18. Jänner (für alle, die sich "freitesten") werde aus derzeitiger Sicht halten. "Das ist das erklärte Ziel. Derzeit sieht es ganz danach aus", so Anschober. Zwar rechnet er fix mit Auswirkungen der Weihnachtsfeierlichkeiten auf die Neuinfektionszahlen. "Aber gleichzeitig haben wir die Lockdown-Regelungen seit dem 26.12., und die wird sich stark auswirken. Das heißt: In Summe müsste es eine deutliche Reduktion des Ansteckungsgeschehens geben."
"Mindestziel": Sieben-Tages-Inzidenz unter 100
Das erklärte "Mindestziel" sei, die Sieben-Tages-Inzidenz auf unter 100 zu bringen (von derzeit rund 150). Den Reproduktionsfaktor will der Gesundheitsminister bei höchstens 0,8 sehen - "wenn es irgendwie geht noch ein bisschen darunter", wiederholte er seine Ziele. Und die mit Corona-Patienten belegten Intensiv-Betten will er von zuletzt deutlich über 400 in Richtung 200 drücken. "Weil dann hätten wir erstmals seit langem wieder eine relativ 'normale Arbeitssituation' in den ICU (Intensivstationen, Anm.), mit der Möglichkeit, schrittweise aufgeschobene Operationen nachzuholen."
Mit den Mitte Jänner geplanten Gratis-Massentests soll dann "noch einmal die Infektionssituation reduziert werden", indem (wie von der Bundesregierung schon angekündigt) auch symptomlos Infizierte aus dem Infektionszyklus rausgeholt werden. Die konkreten Regeln zu den Tests will der Minister ja wie angekündigt in der ersten Jänner-Woche vorstellen - dann soll auch bereits genau definiert sein, welche Berufsgruppen regelmäßig getestet werden sollen. Im Grundzug stehen diese schon fest, so der Minister: Es gehe um Lehrer, Elementarpädagogen, Friseure, andere körpernahe Dienstleistungen, den Gastronomiebereich und den Handel mit Kundenkontakt, sowie um Beschäftigte im Öffentlichen Verkehr mit unmittelbarem Fahrgastkontakt und Gesundheitsberufe mit "intensiverem Patientenkontakt". Für die Massentests braucht es noch einen Gesetzesbeschluss, dieser soll ebenfalls Anfang Jänner erfolgen.
Nach den Massentests gelte es, schrittweise weiter in Richtung Impfungen zu gehen. Alle Interessierten müssten sich keine Sorgen machen, sie würden rechtzeitig informiert, betonte Anschober; Personen mit besonderem Risiko haben den Vorzug. Nach dem Impf-Auftakt am 27. Dezember soll es im Jänner mit Phase 1 weitergehen, diese zielt auf Hochrisikogruppen ab (Bewohner und Mitarbeiter von Alten- und Pflegeheimen, Gesundheitspersonal mit hohem Expositionsrisiko sowie Personen mit definierten Vorerkrankungen). Die Betroffenen werden in den Einrichtungen bzw. Betriebsstätten direkt informiert.
In Phase 2 von Februar bis April (ältere Bevölkerung ab 65 Jahre, Personen in kritischer Infrastruktur) sind dann die betroffenen Institutionen und später die Hausärzte der Ansprechpartner, so der Minister. Und für die breite Bevölkerung, die ab dem 2. Quartal 2021, bis in den Sommer eine Impfung angeboten bekommen soll, wird es dann neben den Hausärzten auch direkt in den Gemeinden und Betrieben Angebote geben (etwa Impfstraßen).
Anschober: "Impfung ist Schlüssel zur Wende"
Anschober warnte aber davor, mit dem Impf-Start die gewohnten Schutzmaßnahmen (Abstand, Handhygiene und Masken) über Bord zu werfen: "Die Impfung ist der Schlüssel zur Wende. Dieser muss aber jetzt von der Bevölkerung auch angenommen und umgesetzt werden. Gerade die nächsten Monate während des Ausrollens der Impfung werden nochmals eine sehr schwierige Phase, da werden wir alle nochmals besonders gefordert sein. Die Impfung wird kein Umschalten eines Hebels sein, sondern es wird ein schrittweiser Prozess der Verringerung des Risikos sein." Ziel sei, dass jeder, der sich impfen lassen will, bis in den Sommer hinein auch ein Impfangebot bekommt, wiederholte er. Abhängig sei der Plan von den Terminen der Zulassungen der Impfstoffe und der Lieferungen.
Zurückhaltend blieb der Minister auch bei der Frage, ob Weihnachten 2021 ein "normales" sein könnte: "Ich traue mir da überhaupt keine Prognose zu. Ich hoffe darauf, dass wir in der zweiten Hälfte 2021 ein schrittweise einfacheres Leben haben und die Pandemie uns nicht mehr dominiert, sondern wir die Pandemie auf eine ganz kleine Ebene begrenzt haben." Grundsätzlich zeigte sich Anschober davon überzeugt, "dass die Welt nach der Pandemie nicht mehr so sein wird wie vor der Pandemie". Er rechnet mit einer "Glokalisierung": Zwar brauche es weiterhin dringend die Weltoffenheit auf der einen Seite, mit offenen Grenzen, aber auf der anderen Seite erwartet er auch eine stärkerer Regionalisierung in der Wirtschaft und beim Einkaufsverhalten.
Für die Schulen rechnet Anschober mit einer Rückkehr in den Präsenzunterricht wie geplant ab 18. Jänner. An der derzeit gültigen Regelung, dass in Schulklasse oder Kindergartengruppen Personen mit engen Kontakten zu positiv getesteten Kindern unter zehn Jahren als Kategorie II-Kontakt eingestuft werden und damit weiter die jeweiligen Einrichtungen besuchen können, sind laut Anschober keine Änderungen geplant. Man werde aber Anfang Jänner noch einmal gemeinsam mit dem Bildungsministerium die Rahmenbedingungen für den Schulstart durchgehen - und u.a. auch die Regelungen für die Kinder unter zehn Jahren besprechen.
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