Anschober startet Corona-Ampel: "Wir wollen keine rote Zonen"

Anschober startet Corona-Ampel: "Wir wollen keine rote Zonen"
Die Ampel soll das Risikobewusstsein schärfen. Zum Start des Probebetriebes nimmt die dahinter werkende Kommission die Arbeit auf.

Die Ampel startet also - zunächst im zweiwöchigen Probebetrieb, ab Anfang September dann als Corona-Frühwarnsystem in ganz Österreich. Die Ampel soll rechtzeitig vor Schulbeginn überall im Land einsatzbereit und dann auch sichtbar sein. Aktuell hat sich am Freitag einmal die neue Corona-Expertenkommission konstituiert. Als Sprecherin der Kommission fungiert die Cluster-Expertin Daniela Schmid von der AGES.

Anschobers Ampel: Keine Details, aber Kommission startet

Regionale Maßnahmen

Hinter der Ampel sollen im weiteren Verlauf alle wichtigen Daten und Fakten des Infektionsverlaufs in Österreich liegen - bis hin zu Testzahlen oder der vorhandenen Bettenkapazität. Es geht also um Dutzende Einzelindikatoren, teils aus den letzten 14 Tagen, teils aus den vergangenen sieben Tagen, aber stets laufend aktualisiert, wie Schmid erläuterte.

Wenn die Ampel auf Gelb, Orange oder gar Rot schaltet, sollen regionale Maßnahmen gegen die Virus-Ausbreitung ergriffen werden. Das kann in allen Bereichen sein, z.B. in der Gastronomie oder in den Schulen.

Die Leiterin der Corona-Kommission über Superspreader

Gesundheitsminister Rudolf Anschober verweist dazu aktuell auf weltweit "ganz große Herausforderungen", auch in Europa. Sehr gut unterwegs sei Italien. Ansonsten gibt es fast überall einen leicht steigenden Trend - am stärksten derzeit in Spanien. Daher wurde für das spanische Festland (nicht für die Inseln) auch eine Reisewarnung ausgesprochen. Sie gilt ab Montag früh.

"Schwierige Phase 4"

Positiv ist für Österreich, dass der Reproduktionsfaktor (wieviele Personen steckt ein Infizierter an) erstmals seit längerer Zeit wieder unter eins liegt. Ab Schulbeginn starte aber eine neue herausfordernde Phase, so Anschober. Viel Testen und ein schnelles Kontaktpersonen-Management sei in der aktuellen Phase 3 der Schlüssel zum Erfolg.

Die Zeit ab Schulbeginn bis zum Vorliegen einer Impfmöglichkeit definiert Anschober als die schwierige Phase 4, mit mehr Infektionsfällen und mehr Risiko insgesamt. "Wir wollen keine roten Zonen. Wir wollen mit aller Kraft eine zweite Welle verhindern. Die Krise ist noch nicht vorbei." Anschober geht derzeit davon aus, dass der Schulbeginn "normal", also ohne Maskenpflicht, bewerkstelligt werden kann.

In der Corona-Kommission sitzen 19 stimmberechtigte Mitglieder, mit Experten aus diversen Organisationen, den Bundesländern und den beteiligten Ministerien. Zumindest einmal in der Woche sitzt dieses "zentrale Beratungsgremien" zusammen. Die Ampelfarbe, die auf Basis der Kommissions-Empfehlung geschaltet wird, soll vor allem das Risikobewusstsein in der Bevölkerung schärfen. Die Kommission soll aber auch die entscheidenden Empfehlungen für Präventivmaßnahmen abgeben. "Das ist die neue Qualität und Chance in dieser Kommission", sagt Anschober. "Das ist der Ort an dem die Wellenbrecher empfohlen werden."

Herwig Ostermann (Gesundheit Österreich GmbH) verwies auf die Besonderheit der vier verschiedenen Farben der Ampel. Wichtig sei zu wissen: Grün heiße nicht, dass gar kein Risiko mehr bestünde, sondern zeige nur den "neuen Normalzustand". Soll heißen: Auch wenn die Ampel auf Grün steht, muss Abstand gehalten und der Mund-Nasen-Schutz getragen werden.

Ostermann "Die Ampel ist keine österreichische Erfindung"

Ulrich Herzog, einer der beiden Leiter der neuen Kommission (neben Clemens-Martin Auer, ebenfalls aus dem Gesundheitsministerium), erläuterte bei der Pressekonferenz mit Anschober die geplante Arbeit des Gremiums. Herzog ist auch Einsatzleiter des Krisenstabs im Gesundheitsministerium. Rechtliche Grundlage ist der Paragraph 8 des Bundesministeriengesetz. Am Ende werde trotz aller Expertenmeinungen immer eine politische Entscheidung stehen, betonte Herzog.

Ulrich Herzog vergleicht die Kommission mit einem Orchester

Aber nicht nur die politische Entscheidung, sondern auch die Kommissions-Empfehlung soll veröffentlicht werden. Anschober: "Transparenz ist das Entscheidende in diesem Prozess."

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