Androsch zu Abschiebung: „Unmenschlich und wirtschaftlich dämlich“

Androsch zu Abschiebung: „Unmenschlich und wirtschaftlich dämlich“
Ex-Finanzminister kritisiert Regierung, die bei Lehrlingen mit Negativ-Bescheiden hart bleibt. Immer mehr Betriebe halten dagegen.

„Unmenschlich, faktenwidrig und wirtschaftlich dämlich“, nennt Hannes Androsch die Abschiebepraxis der Regierung gegenüber Lehrlingen.

Unmenschlich, weil man junge Menschen, die etwas lernen, „eiskalt“ abschiebe. Faktenwidrig, weil sie „einen guten Job machen“. Und wirtschaftlich dämlich, weil Österreich Zuwanderung brauche, „natürlich eine geordnete, und die haben wir nicht“. Androsch ist ehemaliger SPÖ-Spitzenpolitiker, Industrieller und Vorsitzender des Rats für Forschung und Technologieentwicklung – jetzt spricht er aber als Vertreter der Zivilgesellschaft, wie er betont. „Diese soll geschlossen gegen diese reaktionäre und autoritäre Linie auftreten.“

Welche Lösung es für Asylwerber brauche, die eine Lehre in einem Mangelberuf machen, aber einen Negativ-Bescheid bekommen, lässt Androsch offen: „Wenn man den Willen hätte, gibt es viele Wege nach Rom. Den hat man aber nicht, weil man aus der Fremdenfeindlichkeit politisches Kapital schlagen will.“

Mehr als 600 Unternehmen unterstützen

Oberösterreichs Landesrat Rudi Anschober (Grüne) propagiert mit seiner Initiative „Ausbildung statt Abschiebung“ das so genannte "3 plus 2“-Modell aus Deutschland: Demnach dürfen Asylwerber nach dem Lehrabschluss zwei Jahre im Beruf bleiben, bevor ihr Verfahren abgeschlossen wird.

Eine rechtliche Lösung nach diesem Vorbild kann sich auch Gerhard Drexel, Boss von Spar als größter privater Lehrlingsausbildner Österreichs, vorstellen. In seinem Statement für Anschobers Initiative (ausbildung-statt-abschiebung.at) heißt es: "Junge Menschen, die arbeiten wollen und gut integriert sind, abzuschieben, widerspricht jeder Logik und Menschenfreundlichkeit."

Unter den mehr als 600 Unternehmen, die die Initiative unterstützen, ist auch Rainer Reichl, Gründer der Agentur Reichl & Partner. Er findet, dass Diversität in der Mitarbeiterstruktur die Kreativität und Innovationskraft fördere. Gekonnte Integration könne ein „Mehrwert für unsere Volkswirtschaft“ sein.

Start-Up-Investor Michael Altrichter, bekannt aus der TV-Sendung "2 Minuten 2 Millionen", erklärt: "Diesen großartig integrierten, Deutsch sprechenden und arbeitswilligen Menschen jetzt eine Chance auf einen Ausbildungsabschluss zu geben und damit gleichzeitig unsere Betriebe mit top Arbeitskräften zu versorgen, kann doch nicht so schwer sein!“

Und Promi-Winzer Leo Hillinger meint: "Diese Menschen brauchen unsere Unterstützung. Wir haben die Power, diese Unterstützung zu stellen, wir müssen nur wollen.“

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