Analyse: Wie Strache das Ibiza-Video umdeutet
Wer dachte, dass die Ibiza-Affäre das politische Ende von Heinz-Christian Strache bedeutet, könnte sich möglicherweise geirrt haben. Der erste Schock beim jahrelangen blauen Frontmann hat sich offensichtlich gelegt. Eine Woche nach Publikwerden des Videos gibt er sich kämpferisch - in einer 5 Minuten dauernden Videobotschaft auf Facebook.
Dabei bleibt Strache dem Erzählstrang seiner Rücktrittsrede treu: Er wurde Opfer einer Falle und die Aufnahmen sind illegal. Spannend wird es dort, wo die Erzählung abweicht: Aus der „b‘soffnen G’schichte“, „lockeren Zunge“ und machomäßigen Prahlerei, wie er es in seiner Rücktrittsrede bezeichnete, werden aus dem Kontext gerissene Gedankenspiele, die „weder verwerflich noch illegal“ und „keinem Politiker fremd“ sind. „Nicht mehr als ein Hirngespinst“. Und: „Die Gedanken sind frei.“
Bauernopfer in einer großen Staatsaffäre
Spannend ist, wie sich die Motive für das Video in Straches Reden gewandelt hat: In seiner Rücktrittsrede sprach er davon, dass man mit der Veröffentlichung des Videos ihn und Johann Gudenus „gezielt beschädigen“ wollte. In seinem neuesten Statement sieht er darin nun einen „gezielten Angriff“ gegen die Bundesregierung, die Souveränität Österreichs und den Rechtsstaat an sich mit dem Ziel einer Destabilisierung der Regierung. Damit lenkt Strache den Fokus vom Inhalt auf die Hintergründe des Videos – und stilisiert sich zum kleinen Bauernopfer in einer großen Staatsaffäre.
Strache kündigt an, „alle meine Energie“ auf die Aufklärung des Falles zu legen. So hat er Anzeige gegen drei vermeintlich beteiligte Personen eingebracht. Tatsächlich arbeitet Strache an seiner politischen Reinwaschung, seinem Comeback. Nicht zuletzt geht es um sein politisches Lebenswerk. Ob ihm das gelingt, wird sich zeigen. Die Unterstützung seiner Anhänger – das machen die Tausenden Likes unter jedem seiner zuletzt wieder häufiger gewordenen Facebook-Einträge deutlich – scheint ungebrochen.
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