In ihrer Rücktrittsrede geißelte Sachslehner die – aus ihrer Sicht – zu großen Zugeständnisse der ÖVP an die Grünen. "Wenn ein Asylwerber gleich viel bekommen soll wie viele Österreicher, die täglich aufstehen, arbeiten gehen und ihre Steuern zahlen, dann ist das nicht mehr meine Welt“. Die ÖVP, so Sachslehner, "biedert sich an“, habe „ihre Werte aufgegeben“ und „den Weg verlassen“, für den die Partei stehe. Das saß. Auch intern.
Entzunden hat sich der Streit, der zu ihrem Abgang führte, am Klimabonus. Dieser wird auch an Asylwerben ausgezahlt, haben ÖVP und Grüne einst paktiert. Sachslehner wollte diese Einigung aufschnüren. ÖVP-Klubchef August Wöginger wies seine eigene Generalsekretärin am Freitagabend rüde zur Ordnung. Und Sachslehner traf über Nacht den finalen Entschluss, zu gehen.
Es ist freilich nicht der erste interne Unfriede, für den Sachslehner sorgt. Seit sie ins Amt kam, wird ihre Performance bemängelt. Den einen ist sie zu laut, zu schrill, zu rechts. (Ja, feine Zwischentöne sind ihre Sache nicht.) Den anderen ist sie in den falschen Momenten zu leichtgewichtig. Erst vergangene Woche gab es Kritik, dass Sachslehner in der Causa Wien Energie stärker auf Konfrontation mit der SPÖ gehen hätte sollen.
Sachslehner war eine Vielarbeiterin – in Sitzungen, im Büro, auf Ländertour. In den Medien tauchte sie mit markigen Sagern auf – oft zur Migration. Dieses Thema hat ihr als Wiener Gemeinderätin (zusammen mit dem Kampf gegen Graffiti) einst zu Social-Media-Ruhm verholfen. In Wien will sie auch künftig wieder Politik machen.
Schon einmal misslang Sachslehner der Sprung in den Bund – als sie einst JVP-Chefin werden wollte und scheiterte. Auch jetzt ist sie mit ihrem Stil nicht angekommen.
Der Kanzler vertraut in strategischen Fragen eher seiner Ehefrau, die ihn berät. Mit Alexander Pröll stellte man Sachslehner einen Geschäftsführer zur Seite, der ihre Macht beschnitt. Und die niederösterreichische Landespartei konnte ohnehin nie wirklich mit der 28-jährigen Wienerin. Immer wieder platzierten Funktionäre Gerüchte, dass sie vor dem Abgang stehe. Sachslehner konnte wenig agieren – und musste viel zu oft reagieren.
Der Posten des Generalsekretärs ist ein Knochenjob; den Frieden in der ÖVP zu wahren, verlangt Diplomatie. Nicht Sachslehners Stärke. „Ich sage gern, was ich denke. Das ist nicht immer gern gesehen“, meint sie. Zumindest das hat sie bei ihrer letzten Rede bewiesen.
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