In Wien, wo Sachslehner seit einem Jahr im Gemeinderat sitzt, macht sie mit harscher Kritik an der SPÖ von sich reden. Die Themen, die sie angreift, emotionalisieren.
Viel Emotion
Gerne spricht Sachslehner etwa von roten Versäumnissen in der Integrationspolitik und „importierten Problemen“ wie Zwangsehen und Genitalverstümmelungen. Auch illegalen Graffiti auf Gotteshäusern hat sie den (Kultur-)Kampf angesagt – und dafür sogar eine eigene Online-Meldeplattform gegründet.
Das gefällt dem Boulevard, in dem Sachslehner regelmäßig zu Gast ist. Er ist, neben Social Media, ihre zweite Plattform. Den Ruf als Hardlinerin hat sie sich bewusst erarbeitet. Sie kokettiert mit dem Image.
Es wirkt. Mittlerweile haben Medien wie die deutsche Zeit die 27-Jährige zu großen Interviews gebeten. Journalisten wissen: Sachslehner liefert ab. Angst vor markigen Sagern ist ihr fremd. Von jungen, konservativen Frauen ist man das hierzulande nicht gewöhnt. Dass sie dabei stets freundlich und verbindlich wirkt, komplettiert das Bild.
All das hat ihr nun vielleicht auch den Weg in die ÖVP-Zentrale geebnet. Ihr Vorgänger Axel Melchior hat nie wirklich ins Klischee des Kettenhundes gepasst, das Generalsekretäre gemeinhin zu erfüllen haben. Letztlich wurde ihm auch das zum Verhängnis, ist aus der Partei zu hören.
Erste Sporen
Dass Sachslehner sich unter Karl Nehammer an dem anspruchsvollen Job versuchen darf, war dennoch keine ausgemachte Sache. Ihr Werdegang ist eigentlich eng mit Sebastian Kurz verbunden.
Erste Sporen verdiente sie sich in der Jungen ÖVP, wo sie auf den späteren Kanzler traf. Von 2017 bis 2020 bekleidete Sachslehner in der türkisen Kaderschmiede das Amt der Generalsekretärin – und rechnete schon mit höheren Weihen, bis die Funktionäre dem einen Riegel vorschoben: Als der damalige JVP-Bundeschef Stefan Schnöll in die Salzburger Landesregierung wechselte, wollte Sachslehner direkt von ihm übernehmen.
Nach einer (wenig freundlichen) Sitzung der JVP-Landeschefs war die Oberösterreicherin Claudia Plakolm JVP-Chefin – und Sachslehner weg. Seit Montag ist Plakolm Staatssekretärin.
Eine „urbane Frau“
Dass Sachslehner im neuen Job als „urbane und moderne Frau“ (Zitat: Nehammer) genug Durchsetzungskraft aufbringt, um die erstarkten Landeschefs in Zaum zu halten, wird intern durchaus bezweifelt: „Ob eine junge Frau mit Wiener Slang in Tirol punkten kann? Schwierig.“
Aber auch im deutlich näheren Wien schütteln manche den Kopf über die Entscheidung. Nationalratsabgeordneter Nico Marchetti etwa postete nach Sachslehners Kür nicht den üblichen Lobgesang – sondern nur ein Foto. Darauf zu sehen: Marchetti vor bunten Graffiti, dazu die Worte „Finde Graffiti ja sehr nice.“ Der Rest steht zwischen den Zeilen.
Verlassen kann sich Nehammer jedenfalls auf Sachslehners Linientreue. Sie ist ein Vollprofi. Auch als der Stern von Sebastian Kurz längst am Sinken war, er „zur Seite trat“, und andere Funktionäre ausscherten, folgte sie artig dem ausgegebenen Wording.
Bald wird sie es selbst mitbestimmen.
Aber noch nicht jetzt. Der zugesagte Anruf von Sachslehner kommt am Dienstag dann spät, aber doch. Fragen beantworten will sie keine. Weder zu ihrer Strategie noch zu Inhalten. Und schon gar nicht zum weiteren Zeitplan der ÖVP. Nicht einmal, ob Nehammer selbst ihr den Job angeboten hat, will sie sagen.
Dass sie es ernst meint mit der Verschwiegenheit, beweist ein Blick auf ihre Twitter-Timeline. Da hat Sachslehner seit 30. November nichts mehr gepostet. Die Linken sind schon ganz unruhig.
Kommentare