Ametsreiter will Mensdorff nicht gekannt haben

Der ehemalige Generaldirektor der Telekom Austria, Hannes Ametsreiter
Ex-Telekom-Chef relativiert dessen Beratertätigkeit in Osteuropa. Motorola-Manager: Mensdorff stand auf unserer Payroll.

Die Zeugeneinvernahme des ehemaligen Telekom-Austria-Chefs Hannes Ametsreiter im Strafprozess rund um die Vergabe des Blaulichtfunks Tetron brachte heute, Donnerstag, kaum Erhellendes. Er sei in die Tetron-Aktivitäten nicht eingebunden gewesen und habe auch keinen Kontakt zum Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly gehabt, sagte Ametsreiter.

Wie schon andere Zeugen zuvor beschrieb er das Verhältnis zwischen der Mobilfunk- und der Festnetzsparte innerhalb der Telekom Austria als "angespannt". Von den Aktivitäten von Mensdorff habe er durch einen Besuch der Kriminalpolizei im Unternehmen erfahren, die daraufhin beauftragte Innenrevision konnte aber kein Fehlverhalten des damaligen Festnetzvorstandes Rudolf Fischer feststellen.

Schmiergeldzahlung bestritten

Fischer sitzt neben Mensdorff auf der Anklagebank, der Vorwurf lautet auf Untreue. Vereinfacht gesagt soll laut Staatsanwaltschaft Schmiergeld bei der Tetron-Vergabe geflossen sein, was beide bestreiten. Zahlungen an Mensdorff begründet Fischer mit der Beratung bei der Ostexpansion des Festnetzes. Laut Ametsreiter tat sich hier allerdings nicht viel, ihm war lediglich ein einziger Zukauf bekannt - der Kauf von Czech Online in Tschechien.

Zeuge bringt Verteidigung in Erklärungsnot

In weiterer Folge des Prozesses hat ein ehemaliger Top-Manager von Motorola die Verteidigungsstrategie der beiden Angeklagten ins Wanken gebracht. Fischer hat bisher argumentiert, dass Mensdorff notwendig war, um aus dem Bieterkonsortium von Motorola, Alcatel und der Telekom aussteigen zu können. Der ehemalige Motorola-Europa-Vertriebschef Carlos Sartorius sagte heute via Videokonferenz unter Wahrheitspflicht, er könne nicht sagen, ob es überhaupt ein Dreierkonsortium gab, was aber ohnehin nebensächlich gewesen sei, denn für Motorola sei Alcatel wichtig gewesen. Ob die Telekom Austria oder ein anderes Telekomunternehmen angeboten hätten, sei nicht im Fokus gestanden. Es wäre lediglich wichtig gewesen, dass der Anbieter das Vertrauen der Blaulichtorganisationen hat.

Mensdorff stand auch auf der Payroll von Motorola, bezahlt wurde er als Berater, der Tipps gibt mit welchen Leuten man sprechen müsse, sagte der Zeuge. Wobei er, Sartorius, sich nur drei bis viermal mit Mensdorff getroffen habe und diese Gespräche nur sehr kurz dauerten. Dass Mensdorff auch die Telekom Austria beriet, wusste Sartorius übrigens nicht. Er ging bei den Treffen mit Mensdorff davon aus, dass er im Auftrag von Motorola arbeitet. Ob Mensdorff dafür gesorgt hatte, dass die Telekom Austria und nicht ein Mitbewerber bei Tetron an Board sei, könne er nicht sagen. Jedenfalls habe Motorola auch so intensive Kontakte zur Telekom gehabt.

Sartorius antwortete auf die Frage, ob die Telekom Mensdorff gebraucht hätte, um Zulieferer für Tetron zu werden, dies könne er nicht abschätzen. Mit Fischer habe es jedenfalls nur ein kurzes Handschütteln gegeben.

Zuvor hatte Mensdorff schon damit aufhorchen lassen, dass ihm von Fischer bei der Beauftragung, dafür zu sorgen, dass die Telekom aus dem Konsortium aussteigen kann, keine Personen genannt wurden, mit denen er sich besprechen solle. Zu den diversen Jagdeinladungen nach Schottland durch Mensdorff hielt dieser fest, dass viele Leute bei ihm jagen waren, davon weit wichtigere als Motorola-Manager. Diese Wichtigen habe er sich gemerkt und mit diesen habe er noch heute zu tun.

Am Freitag um 9:00 Uhr geht es im Wiener Straflandesgericht mit der Videobefragung von Hans-Joachim Wirth, damaliger Motorala-Österreich-Chef, weiter. Danach wird vertagt weil sich ein Zeuge im Vorfeld bereits entschuldigen hat lassen.

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