Mensdorffs Informationen waren "grundsätzlich nutzlos"

Mensdorff-Pouilly bekam von der Telekom 1,1 Millionen Euro. Wofür ist die Kernfrage im Prozess
Zeugenaufmarsch: Telekom-Ex-Chef Fischer will niemanden bestochen haben, Urteile erst im August.

Am 4. Tag im Tetron-Prozess gegen den Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly und Ex-Telekom-Vorstand Rudolf Fischer wegen Untreue weiß Letzterer „noch immer nicht, warum ich hier sitze. Ich habe nichts verbrochen und niemanden bestochen“, brach es aus Fischer heraus.

Der Staatsanwalt vermutet, ohne es beweisen zu können, dass Mensdorff 1,1 Millionen Euro zugeschanzt wurden, damit dieser im damals von Ernst Strasser (ÖVP) geführten Innenministerium Schmiergeld verteilt und der Telekom den Auftrag für den Blaulichtfunk verschafft.

Fischer soll die Zahlung später mit einem Scheinvertrag verschleiert haben, wonach Mensdorff ein Honorar für Beratertätigkeiten zu möglichen Geschäften in Osteuropa gezahlt worden sei. Aber brauchte die Telekom bzw. Fischer überhaupt Rat? Dem Staatsanwalt fehlt Mensdorffs Leistung für die 1,1 Millionen, daher hat er Untreue angeklagt.

Netzwerk am Balkan

Als Zeuge trat am Mittwoch ein Telekom-Abteilungsleiter auf, der für die Osteuropa-Geschäfte zuständig ist. Er erklärte, dass man sich längst ein Netzwerk aus Beratern aufgebaut habe. Diese würden einem sagen, mit wem man bei Balkangeschäften sprechen müsse und – „noch wichtiger“ – mit wem man keinesfalls sprechen dürfe. Mensdorffs Informationen erklärte der Zeuge für „grundsätzlich nutzlos“.

Selbst Fischer musste eingestehen, dass kein einziges der von Mensdorff vorgeschlagen Projekte für die Telekom interessant gewesen sei. Die Frage, ob er anderen Beratern wie etwa Investmentbankern für nicht realisierbare Projekte ein Honorar gezahlt habe, verneinte Fischer. Allerdings könne man die wertvollen Hintergrundinformationen von Mensdorff damit nicht vergleichen.

Immerhin gab ein anderer Telekom-Mitarbeiter im Zeugenstand an, man habe sich immer gewundert, wie gut Fischer bei Meetings über Auslandsgeschäfte informiert gewesen sei. Man habe nicht gewusst, woher er diese Infos habe. Als er den damaligen Finanzvorstand und nunmehrigen Kronzeugen Gernot Schieszler dazu gefragt habe, habe dieser erklärt: „Information ist Munition.“

Weil man noch den in Deutschland weilenden Ex-Telekom-Chef Hannes Ametsreiter als Zeugen hören will, werden die für Freitag geplanten Urteile erst im August erwartet.

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