Zwei rechte Schwesterparteien: Unterscheiden sich AfD und FPÖ?

Weidel und Kickl
Sowohl in Deutschland als auch in Österreich wurde in den vergangenen Wochen lautstark demonstriert, nachdem die Rechercheplattform „Correctiv“ über ein Treffen von Rechtsextremisten im November in Potsdam berichtet hatte, an dem auch einige AfD-Politiker und Mitglieder der CDU involviert gewesen waren. Auch Martin Sellner, Aushängeschild und früherer Kopf der Identitären in Österreich, war dabei.
Die Rufe nach einem Verbot der AfD wurden bei den Protesten immer lauter. Bei den Demonstrationen in österreichischen Städten, etwa in Wien, forderten die Teilnehmer auf einigen Plakaten in Anlehnung daran auch: „FPÖ verbieten“.
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AfD und FPÖ gelten als Schwesterparteien, beide können vor allem bei den Unzufriedenen in ihren Ländern punkten und erlebten zumindest vor den Protesten Umfrage-Aufschwünge. Sie kritisieren die Regierungen und die EU mit scharfen Worten, vor allem bei den Themen Migration, Corona und Klimapolitik punkten sie. Auch ihre Forderungen in Sozial- und Außenpolitik ähneln sich. Doch wo unterscheiden sie sich?
- Die AfD wird im Gegensatz zur FPÖ vom Verfassungsschutz beobachtet, der stuft einige ihrer Protagonisten als rechtsextrem ein. Offiziell distanziert sich der AfD-Vorstand von rechtsextremen Identitären Bewegungen; FPÖ-Chef Herbert Kickl tut sich damit schwerer, nannte die Identitären in Österreich zuletzt eine "NGO von rechts".
Die AfD ist viel jünger als die FPÖ. Die AfD entstand 2013, als liberal-konservative und vor allem eurokritische Bewegung. Ab 2014 wurde sie zunehmend rechtspopulistischer und rechtsextremer – befeuert durch Wahlerfolge in Ostdeutschland.
Die FPÖ hingegen entstand bereits nach Ende des Zweiten Weltkriegs in den 1950ern, auch Mitglieder mit nationalsozialistischem Hintergrund waren damals dabei.
Ein gerade auf den ersten Blick auffallender Unterschied sind die derzeitigen Parteispitzen: Obwohl AfD-Mitglieder immer wieder mit homophoben Aussagen auf sich aufmerksam machen, ist die Parteivorsitzende Alice Weidel seit vielen Jahren mit einer Frau liiert. Sie haben auch zwei Kinder.
Der FPÖ steht Herbert Kickl vor, dem zum Beispiel die Regenbogenparade jedes Jahr ein Dorn im Auge ist. Wegen interner Streitereien wechselte die AfD-Spitze zudem immer mal wieder, während die FPÖ stets auf ihre Vorsitzenden (besonders bei Jörg Haider und Heinz Christian Strache war das auffällig) zugespitzt ist. Rhetorisch gilt Weidel als gemäßigter als Kickl.
Wirtschaft: Beide Parteien stehen Energiewendeplänen skeptisch gegenüber, wollen sie gar stoppen. Sie fordern verschiedene Steuersenkungen, die Erbschafts- und Grundsteuer lehnen sie ab.
Die AfD gilt aber als wirtschaftsliberaler als die FPÖ: Sie will nicht nur Subventionen streichen, sondern auch Sozialleistungen verringern, obwohl sie sich gerne als Partei der Einkommensschwachen darstellt.
Die FPÖ war bereits dreimal an der Bundesregierung beteiligt und ist aktuell in den Landesregierungen von drei Bundesländern vertreten – Oberösterreich, Niederösterreich und Salzburg. Die AfD hingegen hat noch nie regiert. Für die Wahlen in Ostdeutschland im Herbst träumt sie von einer absoluten Mehrheit, aktuell liegt sie aber laut Umfragen in Sachsen z.B. bei ungefähr 35 Prozent.
Alle bedeutenden deutschen Parteien schlossen eine Koalition mit der AfD bislang aus. In Österreich haben sowohl SPÖ als auch ÖVP bereits mit der FPÖ koaliert.
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