Änderung bei Elternkarenz: Was Väter dazu sagen

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Ein Gesetzesentwurf zur Elternkarenz sieht vor, dass Paare nur noch die vollen 24 Monate Karenz nutzen können, wenn der zweite Elternteil zumindest zwei Monate in Karenz geht. Die geplante Änderung stieß bei der Begutachtung auf Kritik.
Die aktuell geltende Regelung sieht keine besonderen Voraussetzungen vor, wenn man die maximale Karenzzeit bis zum zweiten Geburtstag des Kindes in Anspruch nehmen möchte. Das heißt: Der zweite Elternteil kann, muss aber nicht in Karenz gehen.
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Was sagen Väter zur geplanten Änderung?
Alexander Haydn von der Männerberatung Wien hält den Entwurf für eine populistische Lösung, weil sie an dem Grundproblem nichts ändere, wie er im KURIER-Gespräch erklärt.
Wenn Männer nicht oder nur kurz in Karenz gehen, liege das seiner Erfahrung nach meist an finanziellen Überlegungen. Viele Familien in sozial schwachen Verhältnissen könnten es sich nicht leisten, dass der Vater in seinem Beruf ausfällt.
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Für die Familien sei es häufig eine Überlebensfrage. „Da geht es nicht darum, warum man nicht in Karenz geht, sondern wie man sich das leisten will?“, so Haydn. Und weiter: „Wir erleben auch in der Beratung immer wieder, dass Familien das tatsächlich rational ausrechnen müssen.“
In vielen Familien hat der Mann immer noch ein höheres Einkommen als die Frau. Deswegen scheint es oft die pragmatische Lösung zu sein, dass die Frau zu Hause bei den Kindern bleibt und der Mann weiterarbeitet.
Karriereweg beendet
Aber auch in einkommensstarken Familien gehe es meist ums Geld. Die Väter hätten häufig Sorge, dass eine Karenz ihren Karriereweg beendet. „Da heißt es: Wenn du jetzt in Karenz gehst, dann bekommt ein anderer die Position als Abteilungsleiter“, erklärt Haydn, der auch selbst Vater ist. Das halte auch gutverdienende Männer oft davon ab, in Karenz zu gehen.
Laut Haydn brauche es vor allem eine Änderung der Rahmenbedingungen, um Familien die tatsächliche Möglichkeit zu geben, dass die Väter in Karenz gehen. Für Väter soll es keine Nachteile bringen, wenn sie in ihrem Job ausfallen - eine Forderung, die auch viele Mütter schon seit Jahrzehnten stellen.
Es brauche aber auch ein gesellschaftliches Umdenken, sagt Männerberater Haydn. Väter in Karenz sollen nicht mehr als Ausnahme gelten, sondern als genauso normal wahrgenommen werden, wie Mütter, die bei ihren Kindern bleiben.
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Wie viele Männer in Karenz gehen, wird laut Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) nicht statistisch erhoben. Die Arbeiterkammer veröffentliche nur die Zahl der männlichen Angestellten, die Kinderbetreuungsgeld beziehen. Das waren 2020 österreichweit durchschnittlich 14,1 Prozent.
Mit 20,3 Prozent waren es in Wien die meisten Männer, dahinter liegt die Steiermark mit 15,7 Prozent. Am geringsten ist die Zahl im Burgenland mit 8,3 und in Kärnten mit 8,5 Prozent.
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